Rezension
Boy
Mutual Friends
Highlights: Little Numbers // This Is The Beginning // Drive Darling // July
Genre: Indie-Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Feist // The Kills // Norman Palm
VÖ: 02.09.2011
Wer glaubt eigentlich ernsthaft immer noch, dass Singer-/Songwritermusik aus dem deutschsprachigen Raum mit englischen Texten nicht funktioniert? Schon mal Norman Palms "Songs" gehört? Na, also. Jetzt gibt es die nächste Gelegenheit, sich eine neue Meinung anzueignen. Die beiden reizenden, wundervollen Damen Sonja Glass und Valeska Steiner alias BOY haben es mit ihrem fantastischen Video zum noch fantastischeren "Little Numbers" sogar schon zu einem kleinen Blog-Hype gebracht und veröffentlichen nun mit "Mutual Friends" ihr Langspieldebüt.
"This is the beginning of anything you want", heißt es direkt zu Beginn dieser fantastischen Reise in eine Traumwelt entlang dem schmalen Grat zwischen Gleichgültigkeit und beeindruckender Unaufgeregtheit. Die beiden sind so unfassbar liebenswert, so verträumt und niedlich, dabei aber selbstsicher und mit dem Gespür für die schönsten Melodien und große Refrains ausgestattet. Feist lässt grüßen, aber auch Lykke Li, mal The Kills und mal Phoenix. Deren Drummer Thomas Hedlund ist sogar auf vier Songs zu hören – ein kleiner Ritter-, ähm, Prinzessinnenschlag für die zauberhaften Damen.
Musikalisch funktioniert "Mutual Friends" vor allem auf emotionaler Ebene. Die Arrangements sind nicht besonders ausgetüftelt, schon gar nicht beladen. Theoretisch wäre nicht mehr nötig als ein Mikrofon und eine Akustische, um die Zauberwelt, die die 12 Songs entfalten, zu transportieren. Textlich erzählen die beiden die schönsten, leichtesten Geschichten. "Drive Darling" handelt von Valeskas altem Leben in Zürich. "And no rearview could picture what we leave behind" heißt es dort – nur eine von vielen Zeilen, die Gänsehaut und Wohlgefühl auszulösen vermögen. "Boris" zeigt die beiden zauberhaften Frauen von einer tougheren Seite, was sie nur noch liebenswerter macht.
You said: //
Baby, come up to the office you sang at my party I owe you some money //
You owe me //
your lips I'm gonna give tips and I heard your boyfriend is out of town? //
Baby aren't you hungry? I could feed you cookies, I could get my car keys //
Oh what a cute dress, but right now it's useless I heard your boyfriend is out of town? //
I said you should get out of town too!
Ein episch-zärtliches "July" beendet die fantastische Reise in die märchenhaft vorgetragene Welt von Sonja Glass und Valeska Steiner mit den emotionalsten, schönsten und treffendsten Zeilen, die je über den Sinn der Dinge gesungen wurden:
and you understand //
this neverending dance //
this fight, a fading sense //
now it all makes sense //
it brought you here //
it only brought you home.
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