Rezension

Bonaparte

Was Mir Passiert


Highlights: Dene Wos Guet Geit // Château Lafite // Weinbar // Cameroon
Genre: Deutsch-Pop // Elektro-Pop
Sounds Like: Bilderbuch // Von Wegen Lisbeth

VÖ: 14.06.2019

Können sich Bands komplett neu erfinden, Stil, Sprache und Themen ändern und etwas Neues, Gutes schaffen, ohne dass es nach Änderung, um etwas zu ändern klingt? Die ehemalige Party-Trashpunk-Band Bonaparte beweist, dass es geht! Schon auf dem letzten Album „The Return Of Stravinski Wellington“ wurde es bereits etwas ruhiger, nun wird es deutschsprachig (großteils), persönlich und poppig.

Ein Freund berichtete Tobias Jundt, dem Schweizer Mastermind von Bonaparte, von der Musikszene in Abidjan (Elfenbeinküste). Jundt reiste dorthin und fand eine Energie vor, die seine Musik beeinflusst, wie der Schweizer es vor vielen Jahre in Berlin erlebt hatte, und nahm dort sein neues Album „Was Mir passiert“ auf. Der Ort spiegelt sich im Stil wider und diverse Elemente der Musik unterschiedlicher afrikanischer Länder werden verarbeitet: von Chorgesängen bis zum Afrobeat.

Die Platte handelt von Gefühlen, großen Themen, wie dem Leben im Jetzt und der Zukunft und es geht um Wein und Weinen. Die Platte sorgt auf unfassbar vielen Ebenen für Abwechslung: Sprache, Stil und Gastmusiker (u.a. eine der berühmtesten westafrikanischen Musikerinnen Fatoumata Diawara, Farin Urlaub und Bela B.) führen zu einem tollen Mix, der dennoch in Summe ein harmonisches Gesamtwerk ergibt und ein richtig gutes Album geworden ist.

Einige Songs sind hier in aller Stimmigkeit der Platte trotzdem hervorzuheben: „Château Lafite“ (benannte nach einem hochpreisigen Bordeaux-Wein) über das Hier und Jetzt, die Zukunft und das Verschwenden von Zeit ist einfach tolle deutsche Popmusik – ein wunderbarer Song für warme Sommernächte. Der Titel „Dene Wos Guet Geit“ zusammen mit Sophie Hunger ist einfach überragend. Toll, wenn man Schweizerdeutsch spricht, denn so gerne möchte man hier mitsingen. Abwechslung ist schön, aber nach dem Song können die beiden gerne ein komplettes Schweizerdeutsches Album aufnehmen.

Man darf nicht den bekannten Bonaparte-Sound erwarten, aber es ist eine tolle Platte. Die Band hat sich hier fantastisch neu erfunden und man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Vielleicht hätten es nicht alle 17 Tracks sein müssen und hier und da hätten man etwas nachschärfen können, aber ein rundes, perfektes Werk mit zehn Titeln ist bei einer Neuausrichtung auch etwas zu viel verlangt. Trotzdem ist beeindruckend, wie leicht der Sound und die Stimmung des Sommeralbums sind, trotz der Themen, dem Aufwand und der fast schon überladenen Anzahl an Einflüssen und Gastmusikern. Einen Château Lafite-Rothschild Wein brauch man für den Sommer nicht unbedingt, aber was wäre ein Sommer ohne solche Musik?

Marian Krüger

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Video zu "Château Lafite"
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