Rezension

Blaudzun

_UP_


Highlights: juno_ // _circles
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Coldplay // Editors

VÖ: 13.04.2018

Untätigkeit kann man Blaudzun gewiss nicht vorwerfen. Mit “_UP_”, dem jüngst veröffentlichten Abschluss der Jupiter-Trilogie, hat der Niederländer binnen 18 Monaten drei komplette Alben in die Welt entlassen. Die Sorge, unter der Schreibwut hätte die Qualität der Songs gelitten, ist unbegründet. Nach dem noch etwas spröden Auftakt “Jupiter Part I” hat das Projekt ordentlich Fahrt aufgenommen. Das Bemerkenswerte an “_UP_”: Die Platte hat richtig Zug. Es geht Schlag auf Schlag, jeder musikalische Handgriff sitzt. Hektisch wird es nicht, dafür beinahe tanzbar. So strahlt Blaudzuns Musik trotz der latent melancholischen Stimmung viel Energie aus. “juno_” beispielsweise macht richtig Spaß mit klarer Struktur, kraftvollen Klavierakkorden und Zeilen wie “fade to grey” und “we radiate”. Einziges Manko ist, dass der Song gerade, da man sich eingegroovt hat, vorbei ist. Aber gut, es gibt ja die Repeat-Taste.

“_hey now” und “islands_” erinnern in ihrer heimeligen Flächigkeit an Pop-Kleinode aus Großbritannien. Coldplay? Definitiv keine schlechte Referenz. Nur das Glockenspiel, das hätte nicht sein müssen. “_circles” gibt sich elektronischer, düsterer, mehr im Gewand der Editors. Der längste Song des Albums ist “jupiter_iii” (gut fünf Minuten) und setzt noch einen drauf. Er fällt nicht nur wegen seiner Spielzeit aus dem Rahmen. Mit soften Synthies und breitem Echo-Effekt bildet er eine instrumentale Collage und schwebt über den Dingen. Bevor “_UP_” zu sehr in Sphären abdriftet, bringt Blaudzun in “everystep_” und “easycome_on” kurze, neckische Stückchen, die zwar nicht die Größe der anfangs erwähnten Tracks haben, aber dem Album als Ganzem gut tun.

Da an dieser Stelle in der Vergangenheit des Öfteren auf die klangliche Nähe zu Arcade Fire verwiesen wurde: Die ist inzwischen passé. Klar, die Stimme von Johannes Sigmond ähnelt der von Win Butler und beide Bands haben eine ähnliche Entwicklung genommen. Trotzdem gibt es bei der Struktur der Songs, den Harmonien und Melodien höchstens noch die unvermeidlichen Überschneidungen des Indie-Folks. “sun will catch_” ist da ein gutes Beispiel, fast schon ein bisschen psychedelisch, dabei deutlich tighter als die Musik der Kanadier. Unterm Strich ist “_UP_” ein hörenswertes Werk, weder zu dick aufgetragen noch zu seicht. Für den ganz großen Wurf indes fehlen ein oder zwei echte Hits.

Mischa Karth

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