Rezension

Black Lips

Underneath The Rainbow


Highlights: Make You Mine // Dorner Party // Boys In The Wood // Dandelion Dust
Genre: Garage // Punk // Lo-Fi // Psychedelic
Sounds Like: The Sonics // The Black Keys // The King Khan & BBQ Show // Thee Oh Sees

VÖ: 21.03.2014

Fast drei Jahre haben sich die Rotzbengel der Black Lips diesmal Zeit gelassen, um eine neue Platte zu machen. Diesmal heißt sie „Underneath The Rainbow“. In der Zeit seit dem Vorgänger „Arabia Mountain“ hat die Band neben den üblichen Verdächtigen einmal sämtliche Orte abgetourt, die sonst eher nicht so hochfrequentiert von US-Bands bespielt werden: Ägypten, Tunesien, Dubai. Scheinbar hat die Reise und die lange Zeit die Knallköpfe besinnt. Diese Platte ist weder völlig unter- („200 Million Thousand“), noch völlig überproduziert wie der Vorgänger. Sie ist einfach relativ normal.

"Relativ normal" heißt bei den Black Lips dann, dass die Platte nicht völlig auf die Zwölf gibt. Viel mehr ist „Underneath The Rainbow“ größtenteils zurückgelehnter 70er-Jahre Rock ’n’ Roll-Sound, oft eine Spur psychedelisch. Die Richtung des gesamten Potpourri der Band aus Garage, Lo-Fi, Punk und Rock ’n’ Roll ist diesmal scheinbar mehr von gerauchten als von getrunkenen Drogen bestimmt worden. Das heißt nicht, dass es keine Ausreißer gibt („Justice After All“), aber ein vollkommener Austicker ist nicht dabei. Diesmal laufen die Black Lips in relativ geregelten Bahnen, ihrer Coolness tut das aber wenig an. Siehe „Boys In The Wood“ als einer der zentralen Songs der Platte - die dahingeschluderte Eleganz der Black Lips scheint auch bei angezogener Handbremse durch.

Dieser südstaatenmäßige Blues Rock, zu dem „Underneath The Rainbow“ meistens ausartet, steht der Band gut. Auch diesmal macht die Band keinen Hehl daraus, nicht mehr aus dreckigen Kellerlöchern zu stammen. Die Platte ist von Patrick Carney, dem Schlagzeuger der Black Lips, produziert, gemixt von Grammygewinner Jimmy Douglas (Justin Timberlake, Snoop Dogg, Björk) und das Artwork stammt vom bekannten Fotografen Mick Rock (David Bowie, Queen, Lou Reed). Alles klar. Bei so viel Aufwasch sind die Black Lips jetzt unterschwelliger frech, als sich einfach nur nackt auszuziehen. In „Do The Vibrate“ etwa erklingt doch tatsächlich ein Handyvibrieren, ein wirklich irritierendes Geräusch. Auf solche Schwachsinnsideen kommen nur die Wenigsten, vor allem, wenn sie dabei auch gute Musik machen. Die Black Lips machen 2014 nicht ihre beste Platte, aber sie machen mal wieder, wozu und wie sie Lust haben. Deshalb kommt dann bald auch erstmal ihre eigene Denim-Jacken-Kollektion. Bis dahin müssen wir mit „Underneath The Rainbow“ vorlieb nehmen.

Daniel Waldhuber

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