Rezension

Bill Callahan

Dream River


Highlights: The Sing // Small Plane // Winter Road
Genre: Singer // Songwriter
Sounds Like: Smog // Leonard Cohen // Lambchop

VÖ: 20.09.2013

Und die spannende Reise geht immer noch weiter. Bill Callahan veröffentlicht sein insgesamt fünfzehntes (!) Album und verliert auch dieses Mal nicht seinen tiefsinnigen, zurückhaltenden Charme, dem man sich als Hörer kaum zu entziehen vermag. Callahan und seine Musik, seine Poesie, umgibt diese spezielle, nicht konkret festzumachende Aura, etwas ganz Besonderes zu sein. Auch dieses Mal reißt dieser Flow nicht ab und ist dann passenderweise "Dream River" benannt. Mühelos könnten so auch Callahans gesammelte Werke betitelt sein.

Wie der Vorgänger "Apocalypse" kommt "Dream River" mit vergleichsweise wenigen Songs aus – diesmal sind es nur acht an der Zahl. Warum auch mehr Songs, wenn in acht schon alles gesagt ist – jedes Wort, jeder Ton befindet sich an der richtigen Stelle. Die Platte ist wie ein langes Stück in acht Akten, ein durchgängiger Fluss. Und dieser "Dream River" fließt im von Callahan geebneten Flussbett ohne jede Eile dahin, irgendwo zwischen dem einen Ufer (Jazz) und dem anderen (Country). So hat die Musik auch auf den Hörer einen angenehm entschleunigenden Effekt, der die Sinne schärft für die präzisen Worte Callahans, die sie begleiten. Und diese Poesie wird mehr mit viel Gefühl und Melodie vorgetragen als gesungen, warm, geradeaus, herzlich. Dabei klingt sie so natürlich wie eh und je, vielleicht hat Callahan aber so sehr seinen Frieden gefunden wie nie zuvor. In "Small Plane", einem der schönsten Songs seines neueren Schaffens, heißt es: "You used to take me up // I watched and learned how to fly // no navigation system beyond our eyes watching"; später "Sometimes you sleep while I take us home // that's when I know we really have a home" und "I really am a lucky man flying this small plane // I like it when I take the controls from you // and when you take the control from me". Scheinbar hat Callahan seinen Frieden in der Zweisam- statt in der Einsamkeit gefunden, vielmehr hat er diese Fähigkeit sogar erlernt. Schön, dass er auch aus diesem Zustand kreativ schöpfen kann.

Es gibt heutzutage nur noch wenige Songwriter der alten Schule, die über eine so lange Zeit kontinuierlich gute, ruhige, fast immer richtige Worte finden. Callahan ist ein wahrer und zeitloser Meister seiner Zunft, der sich nur auf sich selbst besinnt. Seine Musik entspringt einzig und allein seiner Muße. Hoffentlich bleibt diese ihm noch lange erhalten.

Daniel Waldhuber

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