Rezension

Ben Caplan

Birds With Broken Wings


Highlights: Birds With Broken Wings // Under Control // Lover's Waltz
Genre: Folk
Sounds Like: Tom Waits // Kaizers Orchestra // Mark Lanegan // Nick Cave

VÖ: 19.02.2016

Wer einmal ein Beispiel dafür braucht, dass Bärte alt aussehen lassen, there you go, Ben Caplan: Der Kanadier hat noch nicht einmal seine Twen-Jahre verlassen, sieht aber dank Rauschebart (und Lockenkopf) nach der einen oder anderen bereits überstandenen Jahrhunderthälfte aus. Das musste jetzt mal gesagt werden – hat aber natürlich gar nichts mit seiner Musik zu tun. Oder vielleicht doch? Schließlich klingt auch die danach, als habe er schon jahrzehnteweise Lebenserfahrung angehäuft.

Ersteres mag vor allem daher rühren, dass Caplans Stimme schon fast an den aktuellen Tom Waits erinnert, es mag auch darin begründet liegen, dass dies ebenso auch stellenweise für seine Texte zutrifft: Zeilen wie I want that hopeless dream depression aus dem Titeltrack konzentrieren bereits eine gewisse Düsterkeit in sich, die Songs wie „Devil Town“ noch weiter ausbauen. Inmitten dieser Stücke kann allerdings auch problemlos ein wunderschönes Liebeslied wie „Lover's Waltz“ existieren, und auch andere Songs haben nicht das Leid der Welt, sondern eine Frau zum Thema.

Wo „Birds With Broken Wings“ jedoch am deutlichsten würdevoll ergraut wirkt, das ist seine elaborierte Instrumentierung. Bereits die Liste der MusikerInnen sowie ihrer Instrumente, die an Caplans Zweitwerk mitgewirkt haben, ist ähnlich lang wie die Facebook-Freundesliste eines durchschnittlichen Sechzehnjährigen und lässt so kaum einen Song wie den anderen klingen: Der fiedelnd-stampfende Titeltrack klingt nach einer Fiebertraumversion von Irish Folk, „Under Control“ hätte sich so manche Freakshow der 50er-Jahre gewünscht, „Deliver Me“ ist smooth wie Bar Jazz, „40 Days & 40 Nights“ strömt der Soul aus den Poren... und doch lässt Caplan „Birds With Broken Wings“ mit einem simplen Klaviersong enden, dem bereits erwähnten „Lover's Waltz“. Mit seinem zweiten Album hat sich Caplan endgültig in die erste Liga der musizierenden Bartträger gespielt – und das will bei dieser Konkurrenz wirklich etwas heißen.

Jan Martens

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