Rezension

Bear's Den

Islands


Highlights: Agape // Above The Clouds // When You Break // Elysium // Bad Blood
Genre: Folk-Rock
Sounds Like: Matthew And The Atlas // Mumford & Sons // The Avett Brothers // The Paper Kites

VÖ: 17.10.2014

Musik ist gut mit Kuchen zu vergleichen. Zum Kuchenbacken braucht es meistens bestimmte Basiszutaten wie Mehl und eine Flüssigkeit, um irgendwie etwas Teigiges in den Ofen schieben zu können. Zu diesen Zutaten gesellen sich dann diejenigen, die den Einheitsbrei zu etwas Besonderem machen – mal wird es der unaufgeregte Marmorkuchen, mal der raffiniertere Käsekuchen. Das Endergebnis ist in beiden Fällen ein Kuchen. Die Musik besteht demnach auch aus Basiszutaten wie einem bestimmten Rhythmus, der, je nach Genre, Lust und Laune, aus unterschiedlichen Instrumenten, eben den Extrazutaten, entsteht. Ob mit Triangel oder einer großen Backline gespielt wird, ist für das Endergebnis erstmal nicht von Bedeutung – in beiden Fällen wird Musik gemacht.

Seit 2012 backen Andrew Davie, Joey Haynes und Kevin Jones unter dem Namen Bear's Den Kuchen – beziehungsweise machen sie Musik. Die drei Londoner mischen mehrstimmigen Gesang, Banjo-, Gitarren- und Bassklänge, Drums und hier und da mal Bläser unter die Basiszutaten und machen schönen, leichtfüßigen Folk. Nachdem das Trio zwei EPs veröffentlichte und mit unter anderem Daughter und Mumford & Sons auf Tour war, erscheint mit „Islands“ die erste LP.

Schon im Opener „Agape“ hört man Bear's Dens Folk-Charakter heraus. Plätschernde Banjomelodien werden von einer leichten Basslinie und den Drums unterstützt und der mehrstimmige Gesang fügt sich harmonisch ein. Die nächsten zwei Tracks reihen sich nahtlos ein und besonders „Above The Clouds Of Pompeii“ macht sich warm im Gehörgang breit. Auch hier beginnt im Intro das Banjo, schließlich setzen die Vocals ein, die, mal mehrstimmig in der Bridge, mal beinahe a capella, von leichten Trompetenmelodien begleitet werden, bis der Refrain einsetzt. Während man den Worten Just don't cry / Hold your head up high / She would want you to“ lauscht, wird das Lied langsam rhythmusstärker und findet einen angenehmen Höhepunkt im von der Trompete gespielten Outro.

Auch die weiteren Songs klingen immer ähnlich unbeschwert, bei doch bedeutungsschweren Lyrics über lohnenswerte und vergebene Liebes- und Lebensmühen, wie zum Beispiel in „When You Break“ (And I have seen all that you've seen / And I have been where you've been / No, our hands will never be clean / At least we can hold each other“) oder in „Stubborn Beast“ („But those letters / They're all strewn across your bedroom floor / Such beautiful words / But you just can't remember who they're for“).

Herzstück des Albums ist wohl „Elysium“. Die erste Singleauskopplung wartet nicht nur mit einem wunderschönen Text und großen Melodien auf, auch die Geschichte zum Videodreh beschert Gänsehaut: Eigentlich als Hymne auf die Freundschaft gedacht, wollte Filmemacher Marcus Haney eine Gruppe von Studenten während ihrer letzten ausgelassenen Tage des Semesters filmen, bis es zu einem Amoklauf auf dem Campus kam und ein Freund der Gruppe erschossen wurde – die Dreharbeiten wurden dennoch fortgesetzt und den Opfern mit dem Video ein Denkmal gesetzt.

Bear's Dens Debütalbum „Islands“ ist tatsächlich ein starkes Werk. Zwar ist auffallend, dass bereits ab dem Opener der Gedanke zu anderen Bands derselben Gefilde zieht – so ist die Machart der Musik des Genres ähnlich -, doch allein Davies Lead Vocals klingen wunderbar sanft und tragend und weniger rau als ein Marcus Mumford. Und auch der Einsatz der Bläser („Above The Clouds Of Pompeii“, „Elysium“) gibt Aufwind. Im Endeffekt bringen auch in der Musik die gleichen Extrazutaten verschiedene Endergebnisse – so ist Folk nicht gleich Folk; zweimal der Käsekuchen nach Omas Rezept gebacken schmeckt schließlich auch im seltensten Falle exakt gleich, ab und zu dann aber besonders gut.

Doreen Stoecke

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Video zu "Elysium"
Albumsampler "Islands"
Video zu "Isaac"

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