Rezension

Baths

Cerulean


Highlights: Apologetic Shoulder Blades // Lovely Bloodflow // ♥ // Rain Smell
Genre: Electro
Sounds Like: Four Tet // Passion Pit // Caribou // MGMT

VÖ: 06.08.2010

Will Wiesenfeld ist schon ein ziemlich schlimmer Name, wenn man nicht gerade ein Sitcom-Charakter ist oder in Comics vorkommt. Verständlich daher, dass sich der junge Mann lieber Baths nennt. Klingt cooler und passt auch besser zur Musik. Diese würde wahrscheinlich Anno 2010 nahezu jeder unter „Chillwave“ einordnen, dem ominösen Genre, von dem eigentlich keiner so genau weiß, wie es eigentlich klingt und was es von anderen elektronischen Musikrichtungen unterscheidet. Versuchen wir es deshalb doch einfach mal mit einer ungefähren Beschreibung.

Was „Cerulean“ besonders macht, ist sein Fundament, das hauptsächlich auf Hip-Hop-Beats basiert und somit für das elektronische Ohr im ersten Moment etwas ungewohnt klingt, wenn man nicht gerade eine Four-Tet-Plattensammlung im Regal stehen hat. Ähnlich wie Kieran Hebden streut Wiesenfeld auch viele kleine Details ein, biegt aber dann in Richtung Pop ab, wo Synths und vor allen Dingen auch Gesang warten. Der klingt wiederum mal nach Passion Pit, mal nach MGMT. Hauptsache nicht zu tief und gerne auch mal ordentlich hochgepitcht.

Das alles in einen Topf geworfen ergibt letztendlich einen Mix, der verdammt frisch klingt und auch noch extrem Spaß macht – bis auf „Rain Smell“, welches nichtsdestotrotz eine schöne Halbballade ist, sind das auf „Cerulean“ ausschließlich Gute-Laune-Songs, die man zu so ziemlich allen Gelegenheiten auflegen kann. Und endlich lässt sich mal jemand schöne Songtitel wie „Apologetic Shoulder Blades“, „Rafting Starlit Everglades“ oder schlicht „♥“ einfallen.

Gegen Ende wird das Album zwar zunehmend unspannender und eine allzu lange Halbwertszeit sollte man sich von „Cerulean“ auch nicht erwarten, aber wer Spaß an durchdachten und intelligent arrangierten Popsongs hat, wird mit dem Debüt von Baths eine schöne Zeit haben.

(Übrigens: einmal Will Wiesenfeld gelesen, bekommt man den Namen irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. „Baths“ rückt da zunehmend in den Hintergrund, aber das nur als vollkommen unnütze Information am Rande…)

Benjamin Köhler

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