Rezension
Baths
Obsidian
Highlights: Worsening // Miasma Sky // Incompatible
Genre: Chillwave // Electronica // Synthpop
Sounds Like: Washed Out // Toro Y Moi // Totally Enormous Extinct Dinosaurs
VÖ: 31.05.2013
Ein positiv aufgenommenes Debütalbum führt im Allgemeinen dazu, dass an den Nachfolger eine gewisse Erwartungshaltung gekoppelt wird. Wird ein Erstling mit Lob überschüttet und landet sogar, wie in Baths' Fall, auf den vorderen Plätze der Jahrescharts von AV-Club und Pitchfork, gibt es meist nur zwei mögliche Strategien, die der Musiker wählen kann, um der mit weit aufgerissenen Augen beobachtenden Musikwelt zu entgegnen.
Erstens, das bewährte Erfolgsrezept wird unverändert nachgekocht. Dies führt in der sich stetig verändernden Musikszene meist zu Ernüchterung, da der Zeitgeist so unmöglich noch einmal getroffen werden kann. Der zweite Weg ist die Weiterentwicklung des Musikers, bei gehypten Jungspunden meist als Erwachsenwerden bezeichnet. Die Wahl der Strategie entscheidet die Karriere eines Musikers oft stärker als das Debütalbum selbst. Will Wiesenfeld, der Mensch hinter seinem Bühnensynonym Baths, wählt mit Obsidian die Letztere.
Das Jahr 2010, in dem Wiesenfelds Lyrics auf „Cerulean“ durch fröhlich sprudelnde, wunderschön verhallte Samples, Geklicke und hörbar improvisierte Beats etwas verdeckt wurden, ist vorbei (die 2011 erschienene „Pop Music/Lost BSides“ als Resteverwertung von "Cerulean" schlug da in die gleiche Kerbe) – mit dem Effekt, dass „Obsidian“ wesentlich ehrlicher, aber auch düsterer daher kommt. Da ist zum Beispiel die Rede von Hoffnungslosigkeit (what worse fates could you possibly show me) und der fehlenden Befriedigung durch oberflächlich sexuelle Kontakte: on the nights you roll over and introduce yourself / I am elsewhere.
Dabei schafft Baths den Spagat zwischen einem schonungslos offen gelegten Geist und musikalischer Schönheit, wenn er beispielsweise zu dem hüpfenden, stark an „Totally Enormous Extinct Dinosaurs“ erinnernden Refrain von „Miasma Sky“ singt: Tall rock shelf, are you maybe here to hurt myself, könnte der Kontrast nicht größer sein.
Die Songs sind häufig weder Moll noch richtig Dur. Die Wahrheit liegt irgendwo
dazwischen. Diese Uneindeutigkeit kann man Will Wiesenfeld nicht zum Vorwurf
machen. Schließlich haben wir uns darauf eingelassen, ihm beim „Erwachsenwerden“ zuzuhören. Und weil dies in seiner Komplexität so wunderschön, so ehrlich und in seiner Detailversessenheit doch immer verspielt geschieht, erwarten wir gespannt die weitere Entwicklung.
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