Rezension

Baroness

Yellow & Green


Highlights: Take My Bones Away // March To The Sea // Psalms Alive
Genre: Heavy Metal // Prog Rock // Stoner Rock
Sounds Like: Mastodon // Kylesa // Torche

VÖ: 20.07.2012

Ein Album kann jeder veröffentlichen. An ein Doppelalbum dagegen trauen sich nur die Beatles, Whos, Led Zeppelins und Motorpsychos dieser Welt. In diese illustre Runde der Selbstbewussten und Selbstüberschätzer gesellen sich nun auch Baroness aus Savannah, Georgia. Und als ob die Vollendung der Primärfarben mit „Yellow“ nicht reichen würde, schieben Baroness auch noch mit „Green“ die erste Sekundärfarbe gleich hinterher.

Allerdings scheint die Farbenlehre musikalisch nicht zu greifen. „Yellow“ greift weder alte Tugenden auf noch klingt „Green“ wie eine Melange aus Altem und Neuem. Heißt: Baroness erfinden sich auf „Yellow and Green“ neu. Weg mit Sludge und Stoner. Mehr Raum für Prog, Siebziger, Bombast und Brimborium. Baroness werden damit viele neue Fans gewinnen – und genau so viele alte vor den Kopf stoßen.

Dabei verschleiert der furiose Beginn von „Yellow“ das volle Ausmaß des Stilwechsels. „Take My Bones Away“ und „March To The Sea“ sind mächtige Rocksongs, die auch auf den alten Alben Platz gefunden hätten. Über 75 Minuten wird das Tempo dann immer weiter gedrosselt und leisere Töne angeschlagen. Objektiv gesehen sind alle Songs vorbildlich durchkomponiert. Subjektiv wird es spätestens im letzten Drittel mit recht unscheinbaren Liedern wie „Collapse“ oder „Foolsong“ doch zu langatmig. Das Album gerät zunehmend in einen gleichförmigen Trott und wird dadurch etwas belanglos.

Trotzdem ist Baroness immer noch eine sehr filigran arbeitende Band, nur dass sie eben kein Metal mehr im eigentlichen Sinn spielt. Die gut durchdachten Arrangements erinnern oft an die Wahrnehmung von Heavy Metal mit den Ohren eines Post-Punks oder Indie-Rockers. Wahrscheinlich geht es auch deshalb hier nie um instrumentales Geprotze und das Abhaken von obligatorischen Solo-Einlagen. Die einzelnen Instrumente verweben sich, ohne sich aufdringlich in den Vordergrund zu stellen oder sich gegenseitig die Show zu stehlen.

Ansonsten erfüllt „Yellow & Green“ sämtliche Klischees, die man von einer solch überschwänglichen Rockoper erwartet: Überambitioniert, überlang und deswegen eben auch ein bisschen langweilig. Eine Neuerfindung ist immer mutig und verdient höchste Anerkennung. Auch konnten Baroness trotz der Öffnung hin zur Poppigkeit ein musikalisches Desaster wie Metallica zu „Load“-Zeiten abwenden. Trotzdem klingt das alles doch manchmal etwas zu sehr nach Stadion und Feuerzeug. Es ist doch eine Leistung, mal was auf den Punkt bringen zu können. Aber dafür gibt es dann wohl Punkrock.

Yves Weber

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"Take My Bones Away" im Stream
"March To The Sea" im Stream

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