Rezension

Anna Ternheim

Separation Road


Highlights: Tribute To Linn // One To Blame // Lovers Dream (Naked Version)
Genre: Folkpop
Sounds Like: Cat Power // Norah Jones // Jose Gonzales

VÖ: 16.02.2007

Das Debüt aufgrund seiner Verspätung noch kaum voll verarbeitet, erreicht uns bereits der Zweitling, allerdings erneut mit Verspätung, die dieses mal jedoch nur gut fünf Monate beträgt. Wo „Somebody Outside“ schon verzauberte, setzt Anna Ternheim auf „Separation Road“ noch einen drauf.

Das liegt nicht nur daran, dass sie auf dem Debüt allein durch ihre Stimme überzeugte, heute aber auch ihr Gesicht zeigt, aus dem tiefen Schatten tritt, der das erste Cover prägte. Nein, vielmehr ist ihre Musik gereift, hat sich gefestigt, und gewinnt durch die neu hinzugekommenen Orchesterarrangements und geschickt eingewobenen Soundelemente aus Keyboard, Synthesizer oder aber z. B. Vibraphon. Solche – gelesen – oberflächlichen und unnötigen Spielereien tragen zur Atmosphäre dieses Albums bei und ordnen sich Ternheims jazzig, akustischem Folk unter. Einem Folk. der bestimmt ist durch den Gesang. Wieder einmal kann man sich fragen, ob dieser Gesang ohne den leichten Akzent im gesungenen Englisch ebenso unglaublich zart und zerbrechlich wirkte, ob die tiefe Melancholie, die aus ihren Liedern hervordringt, auch in einwandfreiem Englisch so verzauberte.

Wie vielfältig Ternheim ist, wie stark ihre Stimme über verschiedenen Arrangements wirkt, lässt sich wohl am besten an den zwei Versionen von „Lovers Dream“ nachvollziehen. Einmal über starken E-Gitarren und Vibraphon, das andere mal „nackt“ über akustischer Gitarre und bedrohlichen Streichern. Und was sie aus der David Bowie und Iggy Pop Nummer „China Girl“ macht, beeindruckt ebenso. Da kann dann auch nicht stören, dass die UK-Vorabsingle „Girl Laying Down“ an der einen oder anderen Stelle tatsächlich zu bombastisch produziert ist. Der Rest ist stimmig und überzeugend. Das leicht rauchige Timbre ihrer Stimme in den düsteren und doch nie verzweifelten Songs erzeugt eine Spannung, die einen zuerst nur berührt und dann ganz tief innen packt und festhält. Ihre Songs, mit ihrer immer leicht tragischen Grundstimmung, verströmen eine erstaunliche Kraft, die diese Atmosphäre durchbricht und ermutigt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Das ist vielleicht der Grundtenor ihres Schaffens, aus einer scheinbaren, einer empfundenen, vielleicht sogar realen Talsohle, mutig und kraftvoll den Anstieg anzutreten, und zu hoffen, der nächste Rückschlag möge eine Zeit auf sich warten lassen. Ihre Musik im Ohr, schafft man das. Sicher.

Oliver Bothe

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