Rezension

Amen Dunes

Love


Highlights: White Child // Lonely Richard // Love
Genre: Indie // Lo-Fi // Singer/Songwriter
Sounds Like: Band Of Horses // José González // Kurt Vile

VÖ: 09.05.2014

Ein lauer Frühsommerabend, das schummrige Licht einer Hamburger Bar bei regem Betrieb, der der späten Uhrzeit geschuldete müde Blick des Kellners, der teilnahmslos den Raum beobachtet und auf Bestellungen wartet, und auf einmal das Ertönen dieser holprigen Pianoklänge, die das vorher herrschende Hintergrundrauschen des Kneipensettings unterbrechen. Meine erste Begegnung mit Amen Dunes hätte einprägsamer nicht sein können. „Love“ heißt das Album, sowie das epische Stück, das dieser Nacht für immer angehaftet bleiben wird. Obwohl oder gerade weil es in über acht Minuten fast ausschließlich mit besagtem stockenden Klavier und Gesang auskommt, entwickelt es einen unmittelbaren Sog, der fähig ist, die Zeit anzuhalten.

Nicht nur der Song „Love“ bedient sich der Wiederholung als Stilmittel. Das Einlullen in eine immer wiederkehrende leicht abgewandelte Melodie und die damit verbundene Hineinsteigerung in die ihm jeweils eigene Atmosphäre begleitet fast jeden Track der Platte. Doch unterscheidet sich das Handwerkszeug. „White Child“ ist wuchtig stampfender und reich instrumentierter Indie-Folk und verlangt nach der großen Bühne, „Everybody Is Crazy“ oder „Green Eyes“ sind hingegen viel in sich gekehrter und stellen Damon McMahons Stimme wahlweise nervös zitternde Gitarrenklänge oder rhythmische Pianoakkorde zur Seite. Verträumter 60s-Charme in „Rocket Flare“ oder die Lärmorgie eines „I Can’t Dig It“ funktionieren nach dem gleichen Muster.

Entgegen früherer Veröffentlichungen, die improvisiert innerhalb von Wochen entstanden, nahm sich McMahon für die Aufnahmen zu „Love“ eineinhalb Jahre Zeit. Erstmals unterstützt von weiteren Musikern entstand in Montreal unter der Supervision Dave Bryants und Efrim Menucks von Godspeed You! Black Emperor ein Album, dass anstatt sich im Detail zu verlieren puristisch und direkt zugänglich geworden ist.

Es handelt sich damit um die Art Platte, die zwar nicht unablässig am Stück gespielt, aber trotzdem immer wieder zur Hand genommen wird. Sie gehörte dieses Jahr zum Standardrepertoire wie das Holzfällerhemd im Kleiderschrank. Musik, die nicht zu viel will und nicht zu verschnörkelt ist. Zeitlos schön.

Jonatan Biskamp

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"Splits Are Parted"
"Lonely Richard"

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