Manchmal kann man sich ja fragen, ob der Gott der Musik manchen Nationen etwas ins Trinkwasser kippt, das besondere Kreativität in bestimmten musikalischen Genres verursacht und das er jeweils anderen Nationen nicht gönnt. In Finnland wäre das wahrscheinlich eine schwarze, metallische, motoröl-ähnliche Substanz, in Schottland wiederum irgendein ein lieblich-herbes Gebräu, von dem einige der feinsten Indiebands der Welt geschlürft haben. Dass es dieses Gebräu in den Geschmacksrichtungen „Pop“ und „Rock“ gibt, ist beispielsweise seit Bands wie Belle & Sebastian beziehungsweise We Were Promised Jetpacks bekannt, Admiral Fallow liefern nun die Folk-Variante.

Zugute kommt dem Glasgower Sextett, wie auch vielen ihrer Landsmänner, der raue schottische Akzent Louis Abbotts: Dieser versprüht einen rustikalen, aber sympathischen Charme, der zur Musik der Band passt wie Haggis zu Haferplätzchen. Abgedeckt wird hier quasi jede Nuance des Folk: Zarte, nur spärlich mit Akustikgitarre instrumentierte Balladen wie „Delivered“, mehrstimmiger Chorgesang nach Fleet-Foxer-Manier wie in „Four Bulbs“ oder...

….oder die Spezialität von Admiral Fallow: wunderbar fröhliche Songs, in denen enorme Spielfreude mit den Inhalten eines gut gefüllten Instrumentenschranks gekoppelt werden: Es widerlegt fast schon jedes Klischee, dass eine schottische Band so viel Euphorie versprühen kann wie etwa in „Old Balloons“, das nach anfänglicher Klavierbetontheit immer mehr das Tempo anzieht, oder im wunderschönen „These Barren Years“, das vom Leben zwischen Klassenclown und ewiger Liebe erzählt, aber sie tut es dennoch. Und über all dem stehen immer wieder diese Melodien, die den perfekten Soundtrack zu den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings liefern oder im Notfall einfach als Surrogat für diesen dienen. Gerade letzteres mag im schottischen Schmuddelwetter sicherlich hin und wieder wichtig sein – aber wen stört das schon, wenn dafür der Musikgott so freigiebig ist.

Jan Martens

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