Der Schmerz des Herzens ist die Universalmuse der Künstler jedes Jahrzehnts – da kann auch der alte Goethe ein Lied von singen. Schöner ist es allerdings, wenn dies Adele tut, wie sie nun schon zum dritten Mal beweist.

Nachdem ihre beiden ersten Platten von Trennungen und Verflossenen handelten, scheint die Britin aktuell wenig zu haben, was beweint werden könnte. Unternehmer Simon Konecki und der gemeinsame Sohn dürften Liebes- und Familienfragen geklärt haben. Warum also die Tränen? Warum Sätze wie „I ain’t done much healing“ („Hello“)? Warum die Geschichte des einen Retters, der sich nie zu einem bekennen kann („Water Under The Bridge“)? Adeles Antwort hierauf fällt einfach aus: Es sind allgemeine Gefühle, die beschrieben werden. Sie werden von vielen gefühlt und passen auf die unterschiedlichsten Situationen. Gut – haben wir das also geklärt.

Ansonsten liefert Adele, wie zu erwarten war, Pop vom Feinsten. Immer mit genug Soul, um nicht ins Belanglose abzudriften, leichtem R’n’B-Einschlag für ein wenig Coolness und Raffinessen aus Gospel, Akustik und Tiefe. Dabei klopft „25“ jegliche Emotionen ab: Wir bewegen unsere Kiste zu „Send My Love Back“, zerrupfen einen Taschentuchspender während wir „Remedy“ lauschen und liefern leidenschaftliche Ausdruckstänze zu „Million Years Ago“. Für dieses Rundumpaket aus Wohlklang ist nicht nur Adele selbst verantwortlich. Co-Writer und Produzenten wie Greg Kurstin, Ariel Rechtshaid, Ryan Tedder oder Bruno Mars haben die Künstlerin unterstützt und bilden gemeinsam eine Pop-Einheit, der wohl kaum einer wiederstehen kann oder will. So kann Adele es sich leisten, auf jedem Promo-Auftritt zur neuen Platte einen anderen Song vorzustellen, Ohrwürmer mit Hitpotential sind sie nämlich allesamt.

Wir haben sie vermisst: ihre Stimme, die scheinbar jedem Orkan standhalten könnte, die Powerballaden, ihr Diven-Make-Up, die beschwörenden Handbewegungen bei Live-Auftritten. All das ist wieder da und zeigt sich in seinem schönsten Glanz.

Silvia Silko

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