Rezension

Adele

19


Highlights: Chasing Pavements // Melt My Heart to Stone // Right as Rain
Genre: Folksoulpop
Sounds Like: Amy Winehouse // Kate Nash // Joni Mitchell

VÖ: 07.03.2008

Kein Myspace-Wunder, und doch ein Gewächs des bösen Web 2.0. War Amy 2006 die Inkarnation des schwarzen, dreckig-rauchigen Souls der Kellerbars vor 40 Jahren, so ist Adele 2008 die reine, saubere, weiße Antwort des Folksouls vor 30 Jahren.

Anders gesagt, irgendwo zwischen Kate Nash und Amy Winehouse, zwischen Lily Allen und Joss Stone schmeißt die britische Musikindustrie ein weiteres Fräulein(stimm)wunder auf den Markt. Adeles größter Vorteil ist dabei, dass sie auf einem Independent Label (XL) erscheint, ihr größter Nachteil, dass irgendwo im Produktionsprozess irgendwem das Vertrauen in Stimme und Songwriting der eigenen Künstlerin verloren ging. Ab da hieß es wohl, mehr ist besser, und so versinken die zarten Melodien und Adeles klarer, „seelen“-voller Gesang in einer möglichst aufwändigen Produktion. Die Liste der Mitwirkenden findet dabei kaum ein Ende, aber ganz oben stehen Jack Peñate, Eg White (Joss Stone), Mark Ronson (Amy Winehouse) und vor allem Jim Abbiss (Sneaker Pimps, Placebo, The Rakes). Mark Ronson, Eg White, die üblichen Verdächtigen, irgendwie.

Der erste Eindruck dieser überambitionierten Angelegenheit ist dabei weder der beste noch der richtige, scheint es. Die publizierten Meinungen zu „19“ bewegen sich zwischen „na ja, ganz in Ordnung“ und „toll, toll, toll“. Bezeichnend dabei erscheint, wie wenig die Rezensenten sich auf die wahren Höhepunkte des Albums einigen können. Wofür zwei Gründe offensichtlich erscheinen, entweder sind eigentlich alle Songs so gut oder sie sind eben allesamt so mittelmäßig. Bei dieser Wahl entscheide ich mich nach ausführlicherem Genuss der zwölf Songs und in der Stimmung des Augenblicks dann doch für Variante eins, sie sind alle so gut. Das Problem, das keines ist, liegt dabei in der Vielfältigkeit der Songs. Neben den offensichtlichen Radio-Hits Marke Folk-Pop Imbruglia oder Furtado vergangener Zeiten findet sich Soul, der tatsächlich Vergleiche mit Fräulein Winehouse erlaubt, ebenso wie 70s Folk, der an Joni Mitchell erinnert.

Damit präsentiert Adele auf „19“ mindestens soviel Potential wie Amy auf „Frank“, Joss in den „Soul Sessions“ und deutlich mehr als Lily oder Kate. Ob sie das damit gegebene Versprechen halten wird, und ob ihre Halbwertzeit länger ist als eine Saison? Das sehen wir frühestens im Herbst.

Oliver Bothe

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