Rezension

A Winged Victory For The Sullen

Atomos


Highlights: Atomos I // Atomos III // Atomos VII // Atomos XII
Genre: Neo-Klassik // Ambient // Drone
Sounds Like: Stars Of The Lid // Òlafur Arnalds // Eluvium // Jóhann Jóhannsson

VÖ: 10.10.2014

Heimlich, still und leise (wie treffend) ist in den letzten Jahren die Neo-Klassik ihrem Status als Nischen-Genre entwachsen und mittlerweile zu einer richtigen Institution geworden. Längst füllen Konzerte von Nils Frahm, Ólafur Arnalds oder Peter Broderick große und auch meist ausverkaufte Venues. Einen großen Beitrag dazu leistete natürlich vor allen Dingen das britische "Erased Tapes"-Label, dessen Backkatalog sich zum Großteil aus Künstlern des Genres zusammensetzt. Auch A Winged Victory For The Sullen gehören zur Familie. Das Duo, bestehend aus Adam Wiltzie (Stars Of The Lid) und Dustin O’Halloran, veröffentlichte mit seinem gleichnamigen Debüt-Album vor drei Jahren so etwas wie ein Meisterwerk der Neo-Klassik. Ganz heimlich, still und leise.

Wiltzies drone-artige Gitarren-Elemente und O’Hallorans minimalistisches Piano-Spiel, beides unterstützt durch ganz entschleunigte Streicher, waren und sind ein Traum für jeden richtigen Zuhörer. Einer von diesen war auch Wayne McGregor, Gründer der Random Dance Company und Choreograph des Königlichen Balletts. Für sein neuestes Stück bat er AWVFTS daraufhin um die musikalische Untermalung. Wiltzie und O’Halloran ließen sich natürlich nicht zwei Mal bitten und so war innerhalb eines knappen halben Jahres „Atomos“ geboren.

Neue Elemente gibt es darauf zu hören: Eine Harfe, Synthesizer und elektronische Spielereien hat man in den Klangkosmos aufgenommen. Die Wirkung bleibt die Gleiche: wunderschöne Soundlandschaften, die einen gefangen nehmen und beruhigend tief durchatmen lassen. Immer wieder kaum zu glauben, wie schön Musik eigentlich klingen kann. Die elf Stücke, von „Atomos I“ bis „Atomos XII“, beweisen es dennoch einmal mehr und lassen darüber hinaus das Rätsel offen, wo denn eigentlich „Atomos IV“ abgeblieben ist. Aber irgendwie ist das auch vollkommen egal; bloße Titel spielen hier ohnehin keine Rolle mehr.

Das Einzige, was man „Atomos“ vorwerfen könnte, ist, dass es tatsächlich nach einem (Bühnen-)Soundtrack klingt. Der Vorgänger war deutlich mehr ein Album im eigentlichen Sinne und hatte vielleicht auch deswegen die noch größeren Momente. Bloße Spekulation und sehr wahrscheinlich sogar einfach nur subjektives Empfinden. Daher: Wer mit den ruhigen Tönen kann, der soll – nein, MUSS – hier bitte einfach zugreifen.

Benjamin Köhler

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"Atomos VII" im Stream
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