Rezension

Lenny Kravitz
Black And White America
Highlights: Come On Get It // Dream // War
Genre: Rock // Funk // Soul
Sounds Like: Jamiroquai // Prince // Jimi Hendrix // Bootsy Collins
VÖ: 19.08.2011

Hach, Lenny. Da machst du dir tatsächlich zwei Jahre 'nen Lenz auf den Bahamas, um dem ganzen Star-Trubel zu entfleuchen. Palmen statt Bühnen, Sandstrände statt roter Teppiche, Gartenarbeit statt Interviews – das volle Aussiedler-Programm. Sogar deine Familie hast du mitgenommen, Geld dafür war nach fast 40 Millionen verkauften Platten schließlich da. Logisch, dass du deine Gitarre im Koffer dabei hattest. Tja, und dann kommst du, einfach so, mit 'ner Funk- und Soulplatte wieder. Alter Schelm!
Produziert hast du sie selbst. Respekt schon mal dafür. Und trotzdem, das musst du verstehen, ist da erstmal Enttäuschung: Denn „Black And White America“ klingt vor allem erst einmal ganz schön sauber – ein roher, unpolierter Klang hätte deinem neunten Album sicher mehr Authentizität verpasst. Aber klar, die bei der Plattenfirma hätten sich bestimmt die Haare gerauft, also besser Nummer sicher. Bei den Songs machst du es meist ähnlich. Songs wie „Rock Star City Life“ klingen, Lenny, einfach in jedem Takt nach den Hits, die dich groß gemacht haben. Glückwunsch für die erste Single des Albums „Come On Get It“ – die mit pupsenden Synthies und jauchzenden Bläsern zu dickem Riff und fettleibigem Solo einen klassischen Lenny-Song gelungen aufmöbeln.
Aber mal unter uns: Du hast da auch ordentlich Schmarrn verzapft. Was soll „In The Black“, dieser Zombie eines Synthie-Rockers, der schon nach wenigen Takten nach Erlösung durch die Skip-Taste winselt? Oder das nichtssagende „Liquid Jesus“? Taugt mit Elektro-Beat und Weichspül-Klampfen besser als Fahrstuhlunterhaltung bei H&M denn als Lückenfüller in diesen (ohnehin schon recht langen) 66 Minuten. Und übrigens: Nur weil Homie Jay-Z mal Bock auf 'nen Track mit dir hatte, musst du nicht gleich 'ne peinliche R'n'B-Nummer wie „Boongie Drop“ herauswürgen, auf der nicht eine einzige Gitarre zu hören ist. Digger, brech dir doch keinen ab!
„Black And White America“ geht aber schon so in Ordnung. Beispiel: In der zweiten Single „Stand“ packst du nochmal deine Lieblingshook aus und schaffst so einen leichtfüßigen Soundtrack zum sonntäglichen Eierschaukeln. Besser so, als ums Verrecken Trends hinterherhecheln – Lob an dich, Lenny! Gut, die Quotenballade kommt gegen Albumende mit „Dream“ – „Imagine“, ick hör dir trapsen! Klappt aber gerade wegen Lennon-Hommage ganz gut. „War“ ist als „Closer“ dann purer Funk ohne Schnörkel, mit dem du nochmal aufblühst. Also, Lenny: Insgesamt nette Platte – die komischerweise nur in Momenten nach den Bahamas klingt, mit der du aber schon mal zeigst, dass du nicht auf der Stelle trittst. Nur, Lenny, sei eine Frage erlaubt: Reicht dir das auf Dauer?
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