Rezension
Zox
Line In The Sand
Highlights: Goodnight // Towards Los Angeles // I Miss You
Genre: College-Rock
Sounds Like: The Police // Sublime // Plain White Ts
VÖ: 23.05.2008
Unlängst in einem jener herrlich amüsanten, weil komplett musiknihilistischen Blogs gelesen, wahrscheinlich in der Rubrik "Fragen, die die Welt bewegen": Wenn sich der Geiger von Yellowcard (Poppunkband, die als einzige Besonderheit eben diesen Geiger in ihren Reihen hat) nach einem Konzert unter die weiblichen Fans mischt, lassen diese sich dann von ihm abschleppen oder lachen sie ihn aus, weil er so ein uncooles Streberinstrument spielt?
Berechtigte und für potentielle Punkrockkammermusiker mit Sicherheit relevante Frage, die aufgrund des kürzlich bekannt gegebenen Splits der Band wohl nie beantwortet werden wird. Doch helga-rockt.de wäre nicht der Aiman Abdallah des Musikjournalismus, wenn wir diese Frage nicht zumindest stellvertretend für eine andere Band beantworten könnten: Namentlich Zox, die zwar keine Poppunkband sind, doch ebenfalls in ihrem Stil, dem Collegerock, durch einen genreuntypischen Geiger hervorstechen. Folgender Dialog zwischen jenem Geiger Spencer Swain und einem begeisterten Teenie - nennen wir ihn Candy - ist garantiert authentisch und hat sich ganz bestimmt so nach einer Zox-Show als Support für Live, Flogging Molly oder die Black Eyed Peas oder nach einem College-Gig - einem Steckenpferd der Band – abgespielt. Frisch vom helga-eigenen Abhördienst:
Candy: Hey, du hast doch eben bei der Band da Geige gespielt. Ihr wart cool, wie heißt ihr noch gleich?
Spencer: Zox. Nicht wie die Strümpfe, sondern mit weichem Anfangslaut. Merkwürdiger Name, ich weiß, ist der Nachname unseres Drummers.
Candy: Also, ihr wart cool, echt. Hatte irgendwas von Weezer und Sublime, aber auch von der Band, die mein Papa immer hört, die mit dem 100 Jahre alten blonden Sänger....The Police, genau! Mal davon abgesehen, dass ihr durch das andauernde Gegeige schon ziemlich eigen klingt.
Spencer: Ja, das hören wir öfters. An Sublime haben dich aber bestimmt mehr die älteren Stücke, hauptsächlich von "The Wait" erinnert, diese etwas sommerliche Attitüde und den schon irgendwie ska-igen Sound haben wir so ziemlich abgelegt, mal von „Line In The Sand“ und „I Miss You“ vielleicht abgesehen.. Aber sag mal, möchtest du vielleicht was trin...
Candy: Ja, das mit dem Sound fiel mir auch voll auf! Gerade das „Don’t Believe In Love“-Lied da, das ihr gespielt habt, war ja schon total negativ und so, und bei dem letzten Song mit dem I feel lucky sometimes, when I should feel lucky all the time weiß ich ja auch nicht genau, ob das nicht irgendwie dings, wie heißt das Wort…zynisch gemeint ist.
Spencer: Tja, da musst du wohl noch länger drüber nachdenken oder unseren Sänger Eli fragen, der schreibt die Texte. Mal was anderes, was machst du heute abend eigentlich noch s...
Candy: Ja, der Eli war sowieso total süß! Ich mochte auch die Stücke, die er alleine mit der Gitarre gespielt hat, das erste hatte vom Hitcharakter her irgendwie was von „Hey There Delilah“ und das andere, das er als „The Wait, Pt. II“ angekündigt hat, war auch wunderschön, auch weil der Text nicht so prätän…prätentjö….hihi, nach zwei Alcopops kann ich immer so schlecht reden….also, so unverständlich und schlau war, sondern mir einfach nur ehrlich von der Seele weg gesungen vorkam. Das Gefühl hatte ich sowieso öfters. Manchmal klingt der Typ aber schon bisschen nach Chris Martin, oder?
Spencer: Kann sein, aber sag ihm das bloß nicht. Aber hey, die Songs wie „Towards Los Angeles“, auf denen ich gesungen habe, waren schon auch super, oder? Und übrigens, der Rest der Band ist gerade die Stadt erkunden, magst du nicht noch mit ins Hotelzimmer kommen?
Just in diesem Moment, als sich die ursprüngliche Frage – Geigenrocker: Groupiemagnet oder abschreckender Fremdkörper? – ihrer finalen Beantwortung nähert, tritt natürlich, wie sollte es anders sein, Murphys Gesetz in Kraft: Es mag an leeren Batterien im Aufnahmegerät oder an Kabelsalat auf dem Tape gelegen haben, doch an dieser Stelle endet der Mitschnitt. Was aus Spencer und dem Mädchen geworden ist, wissen wir nicht, doch können wir an dieser Stelle mit Sicherheit eines behaupten: Eine etwaige Abfuhr wird kaum an der Qualität von Spencers Band gelegen haben, der mit „Line In The Sand“ zum dritten Mal ein feines Album gelungen ist, dessen Qualitäten im obigen Dialog ja bereits erörtert wurden. Helga-rockt.de, eure Anlaufstelle für Klatsch & Tratsch der Indiewelt, verabschiedet sich hier mit einem aufmunternden: Kopf hoch, Spencer Swain! Irgendwann wird auch dein Bogen seine Geige finden. Unsere Korrespondenten melden sich dann wieder.
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