Rezension

Xatar

Baba aller Babas


Highlights: Meine Große Liebe
Genre: Straßenrap
Sounds Like: Ssio // Haftbefehl // Massiv

VÖ: 01.05.2015

Xatar – namentlich leicht zu verwechseln mit der Naidoo/Savas-Missbildung “Xavas” – ist ein waschechter Gangsterrapper. So echt, dass im Wikipediaeintrag über ihn seine Straftaten mehr Platz einnehmen als seine Diskografie. Die letzten fünf Jahre saß er hinter Gittern wegen des Überfalls auf einen Gold-Transporter. Seine schwedischen Gardinen hielten Xatar aber nicht davon ab, 2012 das Album “Nr. 415” aufzunehmen, für das er die Parts auf ein Diktiergerät rappte. Alles rough und straight, wie der Beton der Straße.

Ende letzten Jahres kam er dann wieder frei und machte sich an die Arbeit, sein drittes Album auf den Markt zu bringen. Dieses trägt den klangvollen Namen "Baba Aller Babas" und beinhaltet genau das, was man von ihm erwartet. Stories aus dem Leben eines knallharten Gees.

Dabei fallen bei den Tracks besonders die Beats auf, die so angenehm oldschool, laid-back und soulig daherkommen, dass man sich fast wünscht, dies wäre ein reines Instumental-Album geworden, da Xatars gestammeltes Gangstergewäsch einfach nicht ihrer Atmosphäre gerecht wird. Lediglich bei “Meine Große Liebe” hamonisiert der Text perfekt mit dem Klangteppich, indem Xatar glaubhaft melancholisch über die Sucht nach Geld rappt.

Der Rest der Tracks ist textlich vorhersehbar und trocken. Routiniertes Dicke-Eier-Schaukeln ohne lyrische Glanzleistung und mit den Features der üblichen Verdächtigen, wie Schwesta Ewa, Sssio und natürlich Haftbefehl, der nebenbei bemerkt immer klingt wie ein Wellensittich mit Nasennebenhöhlenentzündung.

Im Laufe des Albums fragt man sich, wie ein Xatar, der soviel erlebt und durchgemacht hat, immer noch so unreflektiert daher kommen kann und auf seine Taten und seine Attitüde schaut wie ein kleiner, sturer Junge. Gerade nach den fünf Jahren Knast, in denen er viel Zeit hatte, über sein Leben nachzudenken, hätte man eine Entwicklung und ein Wachstum in Persönlichkeit und Worten erwartet. Doch stattdessen völlige Stagnation.

Über einige Lines kann man durchaus schmunzeln, aber wenn man nur von ein paar kurzen Zeilen unterhalten werden möchte, kann man auch auf Twitter gehen. Es muss eben schon mehr sein, um als Rapper Eindruck zu hinterlassen. Gerade bei der Vielzahl der Straßenrapper, die täglich in jeder Ecke des Landes sprießen wie Bordsteinblümchen.

Eric Ahrens

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