Rezension

Wolves In The Throne Room

Celestial Lineage


Highlights: Thuja Magus Imperium // Astral Blood // Prayer Of Transformation
Genre: Black-Metal // Post-Rock
Sounds Like: Alcest // Liturgy // Woods Of Desolation // Isis

VÖ: 23.09.2011

Menschenhass, Esoterik, Satanismus – so recht konsensfähig ist das alles nicht, womit im Black Metal hantiert wird. Soll's auch gar nicht und darum geht’s ja auch: Die Gesellschaft ist dort als scheiße verteufelt. Lebt man eben in einer Farm-Kommune, so wie Wolves In The Throne Room. Und, liebe Puristen, ob die nun Black Metal sind oder nicht, kann euch eigentlich latte sein: Die vier US-Amerikaner werden als Nicht-Norweger ohnehin niemals „true“ sein. Dafür schmückten Kritiken zur Band schon die New York Times oder Spiegel Online. Wie kommt's?

Natürlich durchs Regelbrechen: Auf „Two Hunters“, das die schwarz-affine Band vor vier Jahren zum bunten Hund machte, gab's Shoegaze-, Ambient- und Post-Rock-Einflüsse – in der Szene undenkbar. Aber genau da liegt der Hund begraben: Wolves In The Throne Room enttarnen die herrliche Ironie dahinter, dass der gesellschaftsfeindliche Black Metal mit all seinen Regeln seinem Hassobjekt gefährlich nahe kommt. Und dann erdreistet sich das Quartett auch noch im Albumtitel seines Viertwerks einen Verweis auf die „himmlische Abstammung“.

Worauf das sanfte Intro mit Engelsgesang schon deutet, meißelt spätestens das gallopierende „Astral Blood“ dann in Stein: So zugänglich war diese Band noch nie. Wieder und wieder bremst das Gemetzel ab, mittendrin flüstert gar eine Harfe Zärtlichkeiten ins Ohr, bevor sich die kathedralische Atmosphäre wieder fängt. In „Woodland Cathedral“ malen Orgeln und Synthies Lavawellen an Kathedralenwände, „Prayer Of Transformation“ bremst auf Doom-Tempo runter. Was hier auch geschieht, es ist stets ein Sog in die Unterwelt, den Wolves In The Throne Room auch nach vier Alben noch strudeln lassen. Nächster Halt: Höllenfeuer. Songs? Interludes? Zum Kuckuck mit dem Gestückel! Wenn die Apokalypse mal 49 Minuten dauert, ist das hier die stimmige Untermalung.

Und doch schreien die Höllenstimmen nicht ganz so laut wie auf dem brutalen Vorgänger „Black Cascade“, sie rufen eher aus demselben Schlund wie das Durchbruchswerk der Band. „Two Hunters“ jedoch geriet anno 2007 noch stimmiger und fühlte sich noch dynamischer an – sicher lag's am Überraschungsbonus. Beachtlich genug, dass „Celestial Lineage“ den Vergleich nicht scheuen muss. Die thematische Trilogie, die mit dieser Platte zu Ende geht, beschließt dieses Düsterwerk mit bestialischer Intensität. Können viele Post-Rocker nicht besser. Und – jetzt kommt der Clou – Black-Metaller auch nicht.

Gordon Barnard

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