Rezension
Velveteen
Gather & Reset
Highlights: The River // Trees // Cook The Books
Genre: Indie // Ambient // Elektro
Sounds Like: Death Cab for Cutie // The Album Leaf // The Notwist
VÖ: 07.10.2016
„Nix für's Radio – Nix für den Club“ lautet die Überschrift im Pressetext der aktuellen Veröffentlichung des Frankfurter Quartetts Velveteen. Was im ersten Moment nach der Ankündigung eines unhörbaren Avantgarde-Epos klingt, entpuppt sich nach dem ersten Hördurchgang als eine Perle der deutschen Indie-Szene. Allerdings steckt viel Wahres in der besagten Überschrift. Velveteen haben ihr Schema aus zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug aufgebrochen, sämtliche Klangerzeuger, die sonst nur für Overdubs genutzt wurden, hervorgeholt und ihrer Musik einen komplett neuen Ansatz verpasst.
Der Opener „The River“ beginnt mit seiner Piano-Figur und dem Schlagzeug sehr organisch, schraubt sich aber im Verlauf in bester The-Album-Leaf-Manier zu einem recht opulenten Stück Musik hoch, ohne dabei überladen zu wirken – so kann man eine Platte beginnen lassen! „Your World is Mine“ beginnt dagegen mit einem störrischen Beat, bis dieser von der Gitarre abgeholt wird und, mit weiteren Soundcollagen angereichert, zum Ohrwurm mutiert. „Trees“ wird im Gegensatz dazu fast komplett von einer Akusitk-Gitarre dominiert, welche nur noch von reduzierter Orchestrierung erweitert wird. „Before All Lights Go Out“ greift hingegen bei dem Einsatz von Streichern nach dem großen Besteck und verzichtet komplett auf ergänzende Elemente.
Es passiert nicht selten, dass sich Bands beim Versuch, sich neu zu erfinden, komplett verzetteln oder sich gar ein wenig lächerlich machen, weil die erhoffte Neuorientierung zu viel will, dabei aber zu wenig kann. Velveteen haben diesen Schritt mit viel Zeit und Hingabe gewagt und mit „Gather & Reset“ den eindrucksvollen Beweis geliefert, dass es sich gelohnt hat. Die Band verbindet organische Sounds mit klackernder Elektronik zu einem heterogenen Album, was trotzdem zu jedem Zeitpunkt nach Velveteen klingt. Manchmal liegt der Vergleich zu The Album Leaf, Death Cab For Cutie oder Notwist sehr nahe, allerdings begegnen die Frankfurter diesen Referenzen auf Augenhöhe. Der einzige Wermutstropfen ist, dass diese Platte wegen ihrer Komplexität wohl nie live vorgetragen werden wird.
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