Rezension

Twine

Violets


Highlights: Disconnected // Lightrain
Genre: Avantpop
Sounds Like: JDSY // M83 // Cocteau Twins // Maps

VÖ: 13.06.2008

„Violets“, Twines aktuelles, zweites Album für Ghostly International festigt nicht nur den Ruf des Duos, sondern auch den des Labels als Quelle hochklassiger ambienter, melancholischer Klanglandschaften. Die präsentierte atmosphärische Dichte der Stücke, die in ihr ausgedrückte Entfernung von einander und vielleicht auch vom Hörer, mag dabei die räumliche Entfernung der Twine-Mitglieder reflektieren, entstehen die Stücke doch getrennt zwischen Boulder (Chad Mossholder) und Baltimore (Greg Malcolm) im „virtuellen“ Raum.

Sehr reduziert, außerordentlich ruhig driften die Stücke auf „Violets“ dahin. Dominiert von zarten und jedoch in keiner Weise beruhigenden Klangstrukturen steht das Album in einer Reihe mit Maps' „We Can Create“ und M83s „Before The Dawn Heals Us“. Mossholder und Malcolm gehen allerdings mindestens einen Schritt weiter als Anthony Gonzalez. Wo er mit vielfältigen, atonalen Schichtungen Spannung erzeugt, reduzieren die beiden nicht nur die Zahl der Instrumente, sondern auch der Effekte. So besteht „Disconnected“ im Kern aus zwei sich umtanzenden Gitarren- und Beat-Spuren.

Gemein mit besagtem M83-Album hat „Violets“ den atmosphärisch geschickten – hier aber realere Situationen spiegelnden – Einsatz von hörspielartigen menschlichen Kommunikationen. Jedoch wirken diese gelegentlich aufgesetzt und nicht vollkommen eingebunden in das sie umgebende Klanggeschehen. Insofern geben sie zwar zusätzliche Akzente, sind aber im Kern für die intensiv zerbrechlichen Arrangements meist verzichtbar.

Der Eindruck des Fragilen dominiert das Album. Beginnend beim von fallendem Regen untermalten „Small“ über das zwischen Gitarre und statischer Aufladung pendelnde, hypnotische „Endormine“ bis zum flirrenden Abschluss „Something Like Eternity“ ordnen sich die Künstler in einen avantgardistischen Dreampop ein, der in vieler Hinsicht vor allem versucht, eine Vergänglichkeit und Gefährdetheit zu verkörpern.

Die überzeugendste Umsetzung ihrer gleichen Anteils elektronischen wie akustischen Trackstrukturen liefern Twine sicherlich mit „Lightrain“ ab. Über zwölf Minuten erzeugt der Track eine melancholische Hypnose, in der tatsächlich auch der Einsatz der erwähnten Stimmfragmente zwingend und unverzichtbar ist. Wie das ganze Album ist auch dies ein Track, auf den der Hörer sich einlassen muss. Die ruhige Gleichtönigkeit von „Violets“ kann langweilen wie auch verstören, doch mir gefällt es.

Oliver Bothe

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