Rezension

Twenty One Pilots

Blurryface


Highlights: Stressed Out // Tear In My Heart // The Judge // We Don't Believe What's On TV
Genre: Pop
Sounds Like: Walk The Moon // Young The Giant // Hilltop Hoods // Jamie T

VÖ: 15.05.2015

"I wish I found some better sounds that no one's ever heard... I wish I found some chords in an order that is new. […] My name is Blurryface and I care what you think." Für jemanden, dessen Band ausverkaufte Welttourneen und beinahe 10 Millionen Mal angeschaute YouTube-Videos verbuchen kann, wirkt Tyler Joseph erstaunlich unsicher. Er wirkt aber auch wie jemand, der denselben Song kaum zweimal schreiben möchte. „Blurryface“ beweist das noch einmal.

Ohne einen Hehl daraus zu machen: „Blurryface“ bewegt sich von vorne bis hinten innerhalb der Grenzen des Pop, in jedem seiner 14 Songs, wie sehr Twenty One Pilots auch immer in den Kisten von Rock, Electro, Dancehall und Hip Hop wühlen. Die letzterem entlehnten Rap-Parts scheinen sowieso nur eine Art Notlösung zu sein: Rappen tue Joseph nämlich nur, wenn er zuviel zu sagen habe, um dies in einer gewöhnlichen Gesangsgeschwindigkeit loswerden zu können. In „Stressed Out“, das genau den oben erwähnten selbst auferlegten Druck zum Thema hat, ist das beispielsweise der Fall – dennoch fristen die Raps da neben einem Hitrefrain, der sofort erkennen lässt, warum Twenty One Pilots mittlerweile ein Dauerabo für hohe Platzierungen in den amerikanischen Billboard Charts abgeschlossen haben, ein Schattendasein.

Nährboden für eine ganze Ohrwurmkolonie bietet „Blurryface“ so oder so – insbesondere dann, wenn entweder die Ukulele oder die Synthesizer ausgepackt werden. Gerade erstere verleiht Songs wie „We Don't Believe What's On TV“ eine gewisse Sommernote und DIY-Frische – Synthesizer tragen Twenty One Pilots auch gerne einmal so schmierig-dickflächig auf, dass man dann fast glaubt, es mit einer Melt!-Eröffnungsband vom Reißbrett zu tun zu haben. Eingängig und tendenziell gefällig sind die Songs auch dann noch – nur nicht ganz so sympathisch. „Hometown“ ist hier ein gutes Beispiel.

Im Großen und Ganzen kann sich „Blurryface“ aber so einiges auf die Fahnen schreiben: Zum Beispiel, dass es über 14 Tracks und knapp 52 Minuten nicht nur ohne wirklichen Ausfall auskommt. Dass es darüber hinaus auch noch mehr als eine Handvoll Tracks hat, die man sich nicht nur in der Heavy Rotation der Radiosender vorstellen kann, sondern die man sich auch noch dorthin wünscht. Und nicht zuletzt, dass ihm das über diese Länge gelingt, ohne sich im Rahmen des Albums wirklich einmal zu wiederholen. Tyler Joseph ist wichtig, was wir denken – mit solchen Alben muss er sich über Feedback nicht wirklich Sorgen machen.

Jan Martens

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