Rezension

Tom Waits

Bad As Me


Highlights: Get Lost // Bas As Me // Hell Broke Luce
Genre: Barjazz // Rock
Sounds Like: Nick Cave // Lee Hazlewood // Mark Lanegan // Dresden Dolls // Hitmans Heel

VÖ: 21.10.2011

Tom Waits' Hang zum Kruden, zum Wirren, ist immer wieder aufs Neue beachtlich. Seien es Pressekonferenzen zu Touren, sei es seit Jahrzehnten der musikalische Output, der stets abseits gängiger Genre- und Trendbezeichnungen läuft. Markant seit jeher die eigenwillige, kratzige Stimme, die nach zu viel Bar und zu wenig Schlaf klingt und immer wieder erstaunt. Wer Tom Waits kennt, weiß, dass die Ankündigung des mittlerweile 17. Albums "Bad As Me" schon genau wissen lässt, wie es klingt, um dann doch wieder ganz unerwartet zu sein: typisch Tom Waits eben. Das Klavier klimpert, manchmal scheppert irgendwo ein Schlagzeug, hat irgendwo jemand ein schiefes Saxophon aufgetrieben oder eine alte Ziehharmonika aus der Ecke geholt.

Eines ist bemerkenswert: Auch nach Jahrzehnten des Musikschaffens scheint es immer noch genug Ideen im Universum Waits' zu geben, um nicht mit Metallica ein Hörbuch aufnehmen zu müssen. Er schafft es gleichzeitig, einen Sound zu konservieren, der irgendwie alt klingt, etwa wie in smoothen Barjazznummern wie „Face To The Highway“, „Talking At The Same Time“, im 50er-Rockabilly-Stil eines „Get Lost“ oder Seemannsshanty „Pay Me“. Waits' Klischee ist es, an irgendeiner Bar zu sitzen und die letzten drei verbliebenen Gäste morgens um vier zu trösten, heute allein nach Hause gehen zu müssen. Er gibt den alten Kauz, der zum Inventar gehört, immer da war und dem niemand den Posten streitig macht. Wenn Tom Waits Songs wie „Kiss Me“ oder „Last Leaf“ in den nicht vorhandenen Bart nuschelt, dann, weil er das seit Jahrzehnten so macht und kein anderer es besser kann. Es ist daher auch müßig, daran etwas zu kritisieren. Jedes der Stücke auf „Bad As Me“ macht Sinn und zwar so und nicht anders.

„Bad As Me“ versammelt etwas mehr als ein Dutzend Songs, die von Absturz und Exzess künden, aber dabei stets eine extreme Coolness ausstrahlen. Ähnlich wie der gealterte Nick Cave fährt Waits dabei konsequent die Schiene des gescheiterten alten Einzelgängers, der desillusioniert vom Leben berichtet und mit einer „mir ist alles egal“-Stimmung die Bars dieser Welt erkundet. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass genau das Gegenteil der Fall ist und hier einfach ein Mensch aus der Möglichkeit heraus, sich alles erlauben zu können, auch alles macht.

Tom Waits hat in den letzten vierzig Jahren so viel erreicht, dass es ihm fast egal sein kann, wie gut oder schlecht sich „Bad As Me“ verkauft, ob der Geschmack irgendeines Publikums bedient werden muss. Diese Freiheit führt dazu, dass Waits mit seinem Klischee zu einer unglaublichen Einheit verwachsen ist, die fernab jeglicher Anbiederung funktioniert. Tom Waits lebt seine Musik in einer Authentizität, die wohl kein anderer Künstler derzeit erreicht.

Klaus Porst

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