Rezension

Tom Vek

Luck


Highlights: Sherman (Animals In The Jungle) // Broke // A Mistake
Genre: Indietronic // Elektro-Pop
Sounds Like: Darwin Deez // Friendly Fires // Beck

VÖ: 06.06.2014

2005 war das Jahr des erstarkenden Indietronic-Hypes und der damals 24 Jahre junge Londoner Beau Thomas Vernon-Kell war mit seinem Debüt „We Have Sound“ zur rechten Zeit am rechten Fleck. Mit Hip-Hop-Beats und Bläsersample („C-C (You Set The Fire In Me)“) oder zackigen Gitarren und hastigem Vierviertel-Takt („I Ain’t Saying My Goodbyes“) hatte er definitiv den Sound der Zeit.

Dass seine neue, dritte Platte im besten Fall direkt, im schlechtesten Fall flach klingt, liegt daran, dass der Multiinstrumentalist in seinem Ein-Mann-Projekt Tom Vek nichts an seinem Konzept geändert hat. Knapp zehn Jahre nach dem Hype ist der Flirt von Gitarre und Elektro keine Außergewöhnlichkeit mehr, hingegen sogar das Standardrepertoire einer ganzen Generation an Bands geworden.

Ist die Frische des Sounds einmal verflogen, zählt umso mehr packendes Songwriting und hier stößt Tom Vek an seine Grenzen. Flach ist „Luck“ deshalb, da seine Songs selten mehr als eine Ebene bieten. Mehr noch muss häufig eine einzige Melodie für einen ganzen Track herhalten. Ausufernde Stellen sind selten und zwar ansatzweise in „Ton Of Bricks“ vorhanden, dennoch weiß jeder Musiker, wie schwer es ist, gegen sich selber zu improvisieren. Die lyrische Seite, sich in dem kleinen Radius eines knapp dreißigjährigen Müßiggängers bewegend, der mal den ganzen Tag im Bett liegen bleibt oder den Partner mit Backsteinen überschüttet, sollte dieser fremdgehen, ist eher Beiwerk als integraler Bestandteil von Tom Veks Musik und bietet keinen zusätzlichen Ansatzpunkt zu übermäßiger Identifikation.

Auf der Kehrseite bietet die autodidaktische Herangehensweise des Briten, der jedes Instrument selber bedient und dabei seine Drums scheinbar zu verprügeln und die Verstärker schrill aufzureißen scheint, eine Direktheit, die die Energie der Tracks gut transportiert. Die meisten Stücke funktionieren deshalb unmittelbar, vermögen sich jedoch nicht langfristig ins Gedächtnis zu brennen. Einzig „Sherman (Animals In The Jungle)“ kann sich ein wenig die Spritzigkeit des Debüts bewahren. „Broke“ zeugt von Veks Beatmaker- oder Hip-Hop-Inspirationen, die er jedoch viel zu selten einfließen lässt. Und wenn in „You’ll Stay“ die Mischung wieder zu stimmen scheint, verliert sich das Lied auf einmal in einer allzu simplen Gitarrenmelodie. Es ist schade, denn es waren gerade die energetischen Genre-Hybride, die „We Have Sound“ damals zu einem sehr guten Album machten.

Sollte man anhand dieser Platte den Zustand einer in die Jahre gekommenen Musikrichtung resümieren – das Urteil fiele verheerend aus. Bleibt man bei dem Künstler Tom Vek, ist festzuhalten, dass dieser hinter seinen Fähigkeiten, spannende Mischungen zu kreieren, zurückbleibt.

Jonatan Biskamp

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