Rezension
Tiny Ruins
Some Were Meant For Sea
Highlights: Old As The Hills // Death Of A Russian // Adelphi Apartments // Little Notes // Just Desserts
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Emily Jane White // Anaïs Mitchell // Laura Gibson // Simone White // Alela Diane // Marissa Nadler
VÖ: 01.06.2012
“Lean in, friend, lean in, friend, and I’ll tell you a tale”. Die Geschichte, die Hollie Fullbrook zu erzählen hat, mag keine neue sein. Doch es ist eine gute Geschichte – und selten wurde sie so gut erzählt wie von ihr. „Some Were Meant For Sea“ heißt das Debütalbum der jungen Songwriterin, die in Bristol geboren wurde, in Neuseeland aufwuchs und schließlich bei einem australischen Label unter Vertrag kam. Nach einer Kollaboration mit dem spanischen „A Singer Of Songs“ hat es ihre Musik nun auch zu uns geschafft. Gutes breitet sich eben immer weiter aus. Und was Tiny Ruins hier abliefert, ist gut – so gut, dass man es manchmal gar nicht fassen kann.
Dabei ist „Some Were Meant For Sea“ wahrlich kein spektakuläres Album geworden, ganz im Gegenteil. So behutsam und vorsichtig, wie sich Hollie Fullbrook durch ihr Album tastet, mag es nicht überraschen, dass einem diese Songs beim flüchtigen Reinhören auf der Suche nach neuer Musik leicht durch die Lappen gehen können. Dabei verlangt Tiny Ruins wirklich nicht viel vom Hörer. Eine ruhige Abendstunde muss man sich nehmen, sich für einen kleinen Moment dem hastigen Tempo des Alltags entziehen, dann spürt man den langsamen Rhythmus, in dem „Some Were Meant For Sea“ atmet. Es ist ein ganz feines Spektrum, in dem hier etwas passiert, doch dieses Spektrum reicht Tiny Ruins voll und ganz aus. Wozu auch nach epischen Crescendi streben, wenn eine geschickt gespannte Gesangslinie mit Leichtigkeit die selbe Wirkung erzielen kann?
Weil Hollie Fullbrooks Stimme ganz ohne virtuose Eskapaden eine so große Intensität mit sich bringt, ist es auch überhaupt nicht nötig, durch ein großes Instrumentarium für mehr Fülle zu sorgen. Die Gefahr, den zarten Gesang zu überdecken, wäre vielleicht auch zu groß. So beschränkt sich Tiny Ruins auf behutsam gezupftes Gitarrenspiel und weiche Klavierakkorde, zu denen sich ab und an noch eine Violine dazugesellt. Ganz ohne Hast und Aufregung ist Tiny Ruins vielleicht das beste Album seines Genres gelungen – und das ist bei der Fülle an mitreißenden Alben, welche von Folkmusikerinnen in diesem Jahr bereits veröffentlicht wurden, wirklich eine Leistung.
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