Rezension

Thundercat

Apocalypse


Highlights: Heartbreaks + Setbacks // Lotus And The Jondy // Tenfold
Genre: Fusion // Electronica // eFunk
Sounds Like: Flying Lotus // Toro Y Moi // Sun Ra

VÖ: 05.07.2013

Lange Zeit muss Los Angeles nun schon um seinen Ruf als Hauptschlagader der Creative Industry bangen. Nicht nur Hollywood hat durch Innovationsunlust und fehlende Kreativität zugunsten kleinerer Filmproduktionen an Ansehen verloren. Auch fehlt das musikalische Gesicht, welches an der Westküste vor allem Städte wie Portland und Seattle besitzen. Aktuell haben der Stadt Bands wie Local Natives zumindest die Ahnung einer Independent-Szene zurückgegeben, aber eine einheitliche musikalische Identität findet man trotzdem nicht. Der positive Effekt: Das von immanentem Eklektizismus geprägte Genre Fusion, mit Künstlern wie Flying Lotus und Thundercat, trägt zurzeit äußerst reife Früchte in L.A.. Letzterer mixt auf seinem neuen Album „Apocalypse“ Funk, Soul und elektronische Elemente und schafft so in Kombination mit seinem virtuosen Bassspiel wundervoll stimmige Songs, die ihm sicherlich die gebührende Aufmerksamkeit über die Genregrenzen hinaus bescheren werden und Los Angeles um einige Facetten reicher machen.

In seinem Musik-Mikrokosmos fungiert Stephen Bruner aka Thundercat als Songwriter, Produzent, Sänger und Bassgott, und nimmt auf „Apocalypse“ mit seiner unbändigen Verspieltheit abseits reinen Virtuosengefrickels von Song zu Song Fahrt auf. Dabei startet der Opener „Tenfold“ bereits direkt durch. Der Synthie-Klangteppich bietet die Grundlage für den repetitiven Basslauf und Bruners kraftvolle Stimme. Mit „Heartbreaks + Setbacks“ geht es weiter ins Ohr: Souliger Gesang und das Bass/Synth/Beat-Amalgam sind perfekt aufeinander abgestimmt. Der Track eignet sich perfekt als Einführung in Thundercats Sound und wurde wahrscheinlich aus diesem Grund bereits vorab veröffentlicht. Denn bei aller Liebe: Der Sound von „Apocalypse“ dürfte dem gemeinen Hörer aufgrund seiner Vertracktheit erst einmal gewöhnungsbedürftig erscheinen.

Hat man sich dann mit „Special Stage“ und „Tron Song“ endlich in das Album eingefühlt, wird die Stimmung mit „Oh Sheit It's X“ schon wieder gedämpft. Sicherlich werden am Kitschdisko-Sound dieses Songs einige die Tanzbarkeit loben, jedoch sind Zeilen wie „I just wanna party, you should be here with me // I'm on ectasy“ und der Blubber-Bass einfach zu gewollt, um echte Discostimmung erzeugen zu können. Da wartet man doch lieber auf die Remixe, die „Apocolypse“ den Einzug in die Clubs ermöglichen werden.

„Lotus And The Jondy“ beginnt als absolut smoothes Beatmonster, bis Bruner nach drei Minuten die Improvisationslust packt und kollektiv durchgedreht wird. Wie bei fast allen Songs ist auch hier Flying Lotus (bürgerlich: Steven Ellison) als Co-Writer vermerkt. Sein Einfluss ist über das gesamte Album spürbar. Bei „Lotus And The Jondy“ merkt man, dass er Thundercat zwar Raum zur Improvisation gegeben hat, dieser gleichzeitig aber klar begrenzt wurde. Vermutlich ist es Ellisons musikalische Erfahrenheit, die das Album einer breiten Masse tauglich gemacht hat und so das musikalische Schattendasein Stephen Bruners beenden wird.

Fast über die gesamte Albumlänge hinweg arbeiten die beiden als Traumpaar, ergänzen sich stetig, funktionieren perfekt in ihren Rollen. Dabei vergessen sie bei allem musikalischen Freigeist niemals die Wichtigkeit des Songs und schaffen es so, Massentauglichkeit in ein vom Mainstream bislang missachtetes Genre zu bringen.

Daniel Flamme

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"Heartbreaks + Setbacks" im Stream
"Lotus And The Jondy" im Stream

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