Rezension
The Vines
Melodia
Highlights: Get Out // He's A Rocker // Orange Amber // Hey
Genre: Rock
Sounds Like: JET // The Strokes
VÖ: 17.10.2008
Als am Anfang des neuen Jahrtausends der Garagenrock wieder zurück in die Erfolgsspur fand, waren The Vines eine der großen Hoffnungen. Auf den Titelzeiten der Musikgazetten fanden sie sich neben The White Stripes, The Strokes und The Hives wieder. Während aber die Alben der White Stripes und der Strokes auch heute noch gute Verkaufszahlen erzielen, ist es um die Hives - mit jedem Album - und die Vines - insgesamt - ruhiger geworden. Nachdem Autismus, oder genauer gesagt das Asperger-Syndrom bei Frontmann Craig Nicholls festgestellt wurde, mussten die Touren fast vollständig eingestellt werden. Mit "Melodia" wagen the Vines einen neuen Angriff nach den eher weniger erfolgreichen Alben „Winning Days“, „Vision Valley“ und dem 2008er „Best Of The Vines“.
Der Name ist Programm, auf „Melodia“ geben Craig Nicholls, Ryan Griffiths, Hamish Rosser und Brad Heald ihrem Retrorock eine gehörige Spur Pop dazu. Ruhigere Songs finden sich zwischen schnelleren Stücken, was nicht wirklich neu ist, aber dem Album eine gewisse Struktur (wenn auch nach Schema F) verleiht. Die ist auch dringend nötig, denn ansonsten wirkt „Melodia“ wie ein unfertiges Puzzle. Auf 32,5 Minuten finden sich 14 Songs, von denen 13 nur als kurz zu bezeichnen sind. Die einzige Ausnahme bildet mit sechs Minuten Spielzeit die eher langweilige Ballade „True As The Night“, die bis auf ein schönes Riff wenig zu bieten hat. Kommen wir zu den positiven Dingen: Ins Schwarze treffen The Vines bei zwei Arten von Songs. Zuerst sind da die richtig rockigen, die auf einer Ebene mit den Rocksongs der Vorgängeralben sind. Das ist zwar keine Weiterentwicklung, aber zumindest eine Stagnation auf einem ordentlichen Niveau. Der Opener „Get Out“ ähnelt dem ersten Vines-Hit „Get Free“ und wird ebenso wie die erste „Melodia“-Single „He's A Rocker“ den Weg in die Indiediscos schaffen, wobei sich beide Songs auch sehr gut im nächsten Werbespot des weltweit erfolgreichsten MP3-Players machen würden. Dem instrumentalen Einminüter „Jamola“ steht nur seine Spielzeit im Weg, als erster Track oder als Intermission für ein gutes Mixtape ist „Jamola“ aber durchaus geeignet. Die andere gute Seite von „Melodia“ sind die chilligeren Rocksongs „Orange Amber“ und „Hey“, deren Entspannungsfaktor und Lockerheit mit Weezers „Island In The Sun“ vergleichbar sind. Dagegen sind die vielen ganz ruhigen Songs und Balladen nicht mehr als Füllwerk.
Stellen wir uns einmal vor, The Vines hätten „Melodia“ auf ihrer Website frei zum Download angeboten, direkt neben der dazugehörigen Umfrage, welche Songs die besten sind, welche noch einer Bearbeitung bedürfen und welche man besser wieder streichen sollte. Jeder hätte darüber gesprochen, was neben dem Marketingeffekt auch ein notwendiges Feedback des Publikums eingebracht hätte. So hätte Melodia vielleicht ein besseres Album werden können, in dieser Form ist es leider nur Durchschnittskost.
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