Rezension
The Uncluded
Hokey Fright
Highlights: Delicate Cycle // Organs // Jambi Cafe // Teleprompters
Genre: Folk-HipHop
Sounds Like: Astronautalis // Kimya Dawson // Aesop Rock // Why?
VÖ: 10.05.2013
Manche Menschen müssen ja zunächst für komplett verrückt gehalten worden sein. Etwa derjenige, der zuerst Chili und Schokolade kombiniert hat – trotzdem ergänzen sich Süße und Schärfe ganz ausgezeichnet. Gleiches gilt für den Urheber der Kombination aus Kartoffelbrei und Apfelmus – die aber mit „Himmel und Erde“ sogar einen latent metaphysischen Namen bekommen hat. Im Bereich der Musik mag man Kimya Dawson und Aesop Rock nun für ähnlich verrückt halten, dass sie – nach einigen gegenseitigen Kollaborationen – nun ein komplettes Album gleichberechtigt miteinander aufnehmen. Andererseits sollte das auch nicht weiter verwundern – auf sympathische Art und Weise durchgeknallt sind die beiden ja sowieso.
Dass bei solchen wirren Zusammenstellungen allerdings immer ein Geschmack irgendwie den anderen überdeckt, lässt sich kaum vermeiden – bei „Hokey Fright“ dominiert zumindest auf dem Cover die Kauzigkeit Kimya Dawsons, der Aesop Rock – als schnuffeliger Waldschrat – angeglichen wird. Auch textlich begibt sich Aesop desöfteren in Gefilde der knuffigen Albernheit, die man ansonsten weniger von ihm gewohnt ist, wenn beispielsweise in „Organs“ das Thema Organspende verniedlicht wird oder Aesop in „Scissorhands“ ein eigentlich als Metapher genutztes Szenario – wenn ich Edward-Scissorhands-Hände hätte – einfach mal näher durchdenkt.
Soweit, dass nun auch die von Kimya Dawson bekannte Musik (simple Akustikgitarrenmelodien ohne großes Brimborium) das gesamte Album bestimmen würden, kommt es zwar nicht – auffällig ist jedoch, dass sich die Highlights auf „Hokey Fright“ genau aus diesen Songs zusammensetzen. „Delicate Cycle“ etwa ist so eingängig, wie es ein Song, der zu Teilen aus Rapeinlagen über Selbstverstümmelung besteht, nur sein kann, während das von Selbstzweifeln geprägte„Teleprompters“ durch seine Zerbrechlichkeit einfach nur wunderschön ist. Songs wie „Bats“ oder „TV On 10“ dagegen, bei denen noch am ehesten von „klassischen“ Hiphopbeats gesprochen werden kann, bleiben deutlich weniger hängen.
Das größte Problem an „Hokey Fright“ und damit wohl dem kompletten Projekt The Uncluded sind jedoch die zwar nicht allzu häufigen, aber dafür umso auffälligeren Stellen, an denen Kimya Dawson und Aesop Rock geradezu gegeneinander zu agieren scheinen – in denen beispielsweise beide gleichzeitig einen Refrain zwitschern beziehungsweise sprechsingen, ohne dass sich ihre Stimmen auch nur ansatzweise decken oder auch nur wohlklingend ergänzen würden. Was natürlich als gewolltes Stilmittel verstanden werden muss, wirkt hier im Endeffekt aber doch wie das akustische Pendant zu einfach parallel zueinander verputzten statt zum Kochen benutzten Rezeptzutaten – was schade ist, da die gewagte Kombination, die „The Uncluded“ ist, ansonsten eigentlich durchaus mundet. Insofern: Mahlzeit!
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