Rezension

The Telescopes

Hidden Fields


Highlights: In Every Sense // The Living Things
Genre: Noise // Psychedelic // Doom
Sounds Like: Swans // Loop // Spectrum

VÖ: 07.08.2015

Das Altern als Musikgruppe ist eine schwierige Angelegenheit, besonders dann, wenn man einen bestimmten Sound mitgeprägt hat. Die 1987 von Stephen Lawrie gegründeten britischen Telescopes waren einer der Vorreiter des Shoegazer-Sounds. Sie hatten Veröffentlichungen auf dem sagenumwobenen Label Creation und mit Slowdive sowie Ride namhafte Bands, die ihre Karriere als Opener für sie begannen. Also Legenden, zumindest im Rahmen dieses engen musikalischen Korsetts. Nun kann man diesen Erfolg wie Kaugummi in die Länge dehnen und in Revival-Nächten und auf „Wo-warst-du-als...?“-Feiern für Nostalgiefetischisten ausschlachten. Oder sich weiterentwickeln und das Risiko laufen, seine ehemalige Fangemeinde vor den Kopf zu stoßen.

„Hidden Fields“ geht den schwierigen Weg und versucht erst gar nicht, an frühere Shoegazer- und Dreampop-Erfolge anzuknüpfen. Stattdessen schlägt die Band eine ungewohnt düstere, fast amelodische Richtung ein. Eine klare Gitarrenspur ist kaum noch erkennbar, stattdessen dominieren Klangteppiche, die von einer Basslinie gerade nach so zusammengehalten werden. Der ehemals tragende Gesang ist über lange Strecken einem introvertierten Gemurmel gewichen. Die Telescopes beschwören hier eine düstere Welt und loten gleichzeitig die Grenzen davon aus, wie weit man als ehemals erfolgreiche Rockband überhaupt gehen kann. Ein „The Perfect Needle“ oder „You Can Not Be Sure“ lässt sich hier nicht finden.

Spaß macht „Hidden Fields“ nicht unbedingt im eigentlichen Sinne – besonders als Sommerveröffentlichung. Wer lässig sein neues Cabrio ausfahren will oder seine Liebste zu einem Eis einlädt, findet wohl einen passenderen Soundtrack. Allen, denen hingegen die momentan herrschenden Temperaturen jenseits der 30 Grad sowie das offensiv zur Schau gestellte Sonnenanbeten gehörig auf den Senkel geht und die experimentelleren Klängen gegenüber nicht abgeneigt sind, finden mit „Hidden Fields“ über 35 Minuten eine unbarmherzige Abkühlung.

Yves Weber

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