Ich mag ja Folk-Punk, aber zu den Dropkick Murphys kann man einfach nicht gut trinken. Urheber des Zitats: Höchstwahrscheinlich niemand, jemals. Falls jemandem die Bostoner Vorzeige-Folkpunker aber doch einmal zu gediegen sein sollten, sei diesem „Death And Taxes“ von den Stanfields empfohlen – eine überraschend sowohl un-irische als auch unamerikanische Band.

Um genau zu sein, handelt es sich bei den Arbeiterjungs der Stanfields um Kanadier, was sie aber nicht davon abhält, wie frisch ausgewanderte Dubliner am St. Patrick's Day zu klingen: Saftiger Punkrock, der auch die AC/DC-Schulung des Produzenten Mike Fraser erkennen lässt, unterlegt mit allerlei gegröhlten Singalongs, die auch mal ein Tura-lura-ley im besten Freibeuterstil enthalten können. Auch die Texte wirken teils eher untypisch kanadisch – natürlich wird niemand Songs über die Beschwerden des Holzhackens oder Kämpfe mit Grizzlybären vermissen, aber Geschichten wie die der jungen Liebschaft, die vom Vater verschifft wird („The Boston States“), könnten nicht nur in den USA der 1920er geschrieben sein – sie wurden es oft auch.

Ist aber ja auch egal, ob sich die Stanfields lieber Canadian Club oder Jack Daniels hinter die Binde schießen – zu Songs wie „Jack Of All Trades“ oder dem Titeltrack lässt sich beides gleichermaßen konsumieren oder wahlweise im Moshpit verschütten; „The Road To Guysborough“ wiederum könnte man in beiden Ländern – mit eventuell ausgetauschtem Ortsnamen – für ein lange verloren geglaubtes Volkslied halten. Deren Feuer beziehungsweise deren Eingängigkeit lassen einige andere Songs auf „Death And Taxes“ zwar vermissen – aber gewisse qualitative Lücken haben die Murphys auf ihrem Weg nach oben ja auch nicht aufgehalten. Solange das Ganze live funktioniert, ist auch den Stanfields eine große Zukunft ebenso sehr zuzutrauen wie zu gönnen.

Jan Martens

Diskutieren

Weitersagen

Finden