Rezension
The Smith Street Band
More Scared Of You Than You Are Of Me
Highlights: Birthdays // Suffer // Laughing (Or Pretending To Laugh)
Genre: Punkrock
Sounds Like: The Gaslight Anthem // Frank Turner & The Sleeping Souls // Apologies, I Have None
VÖ: 07.04.2017
I'll try not to write another record about the pain in my chest, heißt es in "Passiona", einem Song auf "More Scared Of You Than You Are Of Me" und man kann sagen: Was sich Wil Wagner, Frontmann von The Smith Street Band, also scheinbar primär für deren viertes Album vorgenommen hat, hat er nicht geschafft. Gott sei Dank, will man auf der einen Seite hinzufügen – wie die Australier sich auf ihrem vierten Album nämlich geradezu in Wut, Liebe, Trauer, Freude und alles andere hineinstürzen, was dieser oft besungene Muskel in der linken Brusthälfte zu fühlen vermag, sucht nicht nur im Punk dieses Jahr seinesgleichen.
Denn wenn Wil Wagner fühlt, dann fühlt er es mit jeder Faser – ob er nun purem Frust über ein weibliches lyrisches Du Luft machen möchte ("Suffer") oder ihm direkt nach dem Kennenlernen schon Kindernamen vorschlägt ("Birthdays"). Dass das für einen Hörer mitreißend, aber eben auf der anderen Seite für einen Künstler auf Dauer nicht gesund sein kann, zeigt eben auch "Passiona", auf dem Wagner seine bipolare Störung und seine Panikattacken thematisiert.
Nun ist es natürlich extrem vereinfachend, als Außenstehender auf die therapeutische Wirkung von Musik hinzuweisen, aber falls das Schreiben von Musik für einen Menschen wirklich kathartisch wirken kann, dann müsste es eigentlich das Schreiben solch intensiver Stücke wie "Forrest" oder "Shine" sein. Insbesondere, wenn die dann auch noch so euphorisch vorgetragen werden, wie es auf "More Scared Of You Than You Are Of Me" der Fall ist: Da geht der hochgereckte Arm beim Hören nur runter, wenn man ihn zum plötzlich nötig gewordenen Umarmen all der Menschen braucht, die einem wichtig sind. Das Gegenstück dazu ist ein Song wie "Laughing (Or Pretending To Laugh)". Der ist so zerbrechlich, dass man sich beinahe freut, wenn sein plötzliches Ende durch das simulierte Springen einer Platte (und nichts Schlimmeres) eingeleitet wird. Wie so oft ist das Hören von "More Scared Of You Than You Are Of Me" ein voyeuristischer Blick auf die Gefühlswelt seines Erschaffers – hier ist es das zumindest wert.
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