Rezension
The Royal We
The Royal We
Highlights: All The Rage // Three Is A Crowd // French Legality
Genre: Indie
Sounds Like: The Long Blondes // Electrelane // The Sounds
VÖ: 26.10.2007
Die Verwirrung war erstmal groß, als bei den ersten Klängen von „The Royal We“ kein Mann, sondern eine aufgeweckte Frauenstimme zu hören war. Tatsächlich handelt es sich hierbei nämlich nicht um die Band des Ex-Scumbucket-Bassisten Dylan Kennedy, die vor zwei Jahren ihr Debütalbum released haben, sondern um ein brandneues Sextett aus Glasgow. Wie nicht anders zu erwarten, widmen sich The Royal We natürlich dem fein tanzbaren Indierock und wenn man es nicht besser wüsste, dann würde man sie ohne mit der Wimper zu zucken für The Long Blondes halten. Nichts Besonderes also, möchte man meinen. Die Geschichte hinter der Band ist aber alles andere als gewöhnlich.
Allein die Bandgründung liest sich wie ein Hollywood-Script. Sängerin Jihae Simmons zieht einfach mal von Los Angeles nach Glasgow, weil sie gehört hat, dass die Leute dort besonders kulturinteressiert sind und man sich mit denen in Cafés prima unterhalten kann. Ober eben bei Partys. Denn so kommt es eines Nachts, dass Jihae mit ein paar Bekannten so lange auf herumliegenden Instrumenten Musik macht, bis auch der letzte Gast verschwunden ist. Die Geburtsstunde der Band und gleichzeitig auch ihr Ende. Der Coup ist nämlich, dass sich The Royal We gleich nach dem Release ihres Debütalbums auflösen werden. Das wurde so vereinbart und wird auch wirklich so durchgezogen, denn Jihae Simmons fliegt wieder zurück nach LA und der Rest der Band zerstreut sich auch in alle vier Himmelsrichtungen.
Wenn das Album jetzt ein wirklicher Knaller wäre, würde das Konzept die Band unsterblich machen. Leider muss man sagen, dass The Royal We aber weit davon entfernt sind, länger als einen Winter in den Gehörgängen der Indieszene zu verweilen. Das liegt zum einen an der mangelnden Konstanz an Klasse auf der gesamten Albumlänge und zum anderen an der wirklich unverschämt kurzen Spieldauer von gerade einmal 20 Minuten. Nur sieben eigene Songs plus eine unsägliche Coverversion von Chris Isaaks „Wicked Game“, die besser vollkommen unkommentiert bleibt, gibt es zu hören. Ok, vielleicht muss man einer so schnell zusammengewürfelten Band einfach zugestehen, nicht viel Material in der kurzen Zeit zustande gebracht zu haben. Dennoch ist gerade dies ärgerlich, da durchaus Potenzial vorhanden ist.
„All The Rage“ ist sogar ein verdammter Hit. Da wird ge-„uh-ah“t, gehandclapped und gegeigt, dass es eine wahre Freude ist. Dazu ein Refrain, der einfach nur zauberhaft daherkommt. Auch „Three Is A Crowd“ mit diesem beinahe kindlichen Charme oder „French Legality“ mit der James-Bond-Orgel wissen mehr als zu überzeugen. Ansonsten typisches Füllmaterial, könnte man sagen. Aber was wäre gewesen, wenn die Band mehr Zeit gehabt hätte? Eine Frage, die leider nicht mehr beantwortet wird. So bleibt wenigstens ein Stück Unsterblichkeit in Form dieser Rezension. R.I.P.
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