Rezension
The Noisettes
Wild Young Hearts
Highlights: Sometimes // Wild Young Hearts // Every Now And Then // Atticus // So Complicated
Genre: Pop // Soul // Funk // Rock // Motown // Disco
Sounds Like: VV Brown // Marina & the Diamonds // La Roux
VÖ: 18.09.2009
Auf der Hülle des neuen Noisettes-Albums prangt ein Sticker, der mit dem Aufdruck: „FEATURES THE SMASH HIT SINGLE ‘DON´T UPSET THE RHYTHM (GO BABY GO)‘” in Großbuchstaben die Käufer locken soll. Dabei ist es gar nicht die super Hit-Single, die in Auto-Werbespots und im Radio ständig zu hören ist, die das Album kaufenswert und vor allem hörenswert macht. Denn „Wild Young Hearts“ ist eine einzige große Hit-Sammlung, die nicht nur für Pop-Musik-Freunde, sondern genauso für Jazz- und Funk-Fans, Disco-Gänger und Rocker etwas zu bieten hat.
Während auf dem Vorgängeralbum „What´s The Time Mr. Wolf?“ noch Garagenrock die Hauptrolle spielte, wurden dieses Mal andere Einflüsse der Band in den Vordergrund gestellt. Sängerin Shingai Shoniwa beschreibt sich und ihre zwei Jungs (Gitarrist Dan Smith und Drummer Jamie Morrison) als „drei Diven mit ganz unterschiedlichen Plattensammlungen“. Jedes Bandmitglied überrascht die anderen, und den Hörer, also immer wieder mit neuen Ideen und Inspirationen. Sei es afrikanische Musik, Black Sabbath oder Prince und Portishead. Aus all diesen verschiedenen Quellen ziehen die Noisettes das für sie Wichtige und verpacken es in ihrem eigenen, neuen Gewand.
Dabei scheint es der größte Vorteil der Band zu sein, dass Shingai Shoniwas Stimme so wandelbar ist. Das kommt nicht von ungefähr, denn während sie in ihrer Kindheit mit Afrobeat, Reggae und Funk aufgewachsen ist, studierte sie in England Musical, sang in diversen Chören und Jazz-Bands und sogar in einer Diana-Ross-Coverband. Die Noisettes sind sich der Großartigkeit Shingais durchaus bewusst. Jamie Morrison prahlt auch gerne mal in Interviews mit „seiner“ Shingai und bezeichnet sie als „einzigartig, wunderschön, charismatisch, talentiert und stark“. Alles Eigenschaften, denen man gar nicht widersprechen möchte. Ein wenig überheblich klingt er dann aber schon, wenn er sich darüber auslässt, dass es in der heutigen Zeit absolut an professionellen Sängern und Sängerinnen mangelt: „Wir haben mit einer Menge Gruppen Konzerte gespielt, und glaub mir, diese Leute kriegen es nicht hin, zu singen. Zum Beispiel haben wir letztens mit Maximo Park gespielt…“. Wer den Mund so voll nimmt, der muss auch was bieten, und zum Glück können das die Noisettes.
„Sometimes“, das erste Stück des Albums, überrascht mit viel Soul, akustischer Gitarre und verführerischem Gesang. Die „Hit-Single“ „Dont´t Upset The Rhythm“ kracht elektronisch und mit eingängigen Wiederholungen daher. „Wild Young Hearts“, der Titel-Track des Albums, erzählt mit heiteren Melodien von den Begegnungen mit Menschen, an die man gerne zurück denkt, auch wenn man sich vielleicht nie wieder sehen wird. „Every Now And Then“ überzeugt mit viel Tiefgang und Melancholie, die die traurigen Streicher noch unterstützen. „Atticus“ sorgt mit Shingais Gefühl-geladener Stimme für Gänsehaut, wenn sie singt: “In my heart I can fly and I cannot disguise my love“. „Never Forget You“ dagegen ist wieder ein poppiger und fröhlicher Song, der als Single garantiert erfolgreich werden wird. „So Complicated“ geht dann wieder als schöner Indie-Rock-Song etwas mehr nach vorne. Die Roughness von „What´s The Time Mr. Wolf?“ fehlt zwar an der einen oder anderen Ecke von „Wild Young Hearts“, aber dafür glänzen dieses Mal ganz andere Elemente. Und wer die Noisettes wirklich wild erleben will, der sollte sie sich ohnehin live ansehen. Nicht umsonst kürte The Guardian sie als beste Live-Band Großbritanniens.
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