Rezension

The New Year

The New Year


Highlights: The Company I Can Get // Seven Days And Seven Nights // The Door Opens // The Idea Of You
Genre: Indie Rock // Slow Core
Sounds Like: Nada Surf // The Clientele // Eels

VÖ: 12.09.2008

So sieht´s aus. Die Laubbäume sind größtenteils bereits kahl, die ersten nächtlichen Minusgrade haben sich eingeschlichen, und es gibt endlich wieder Lebkuchen. Endgültig vorbei sind die Monate, in denen wir mit bunten Shorts und FlipFlops durch saftig grüne Wiesen hüpfen und Wespen vom Stracciatella-Eis verscheuchen. Erfahrungsgemäß sinkt im Herbst die Stimmung der Menschen um uns herum, und auch wir selbst werden melancholischer. Füße werden nass, Schnulzen schmerzhafter, Singles noch einsamer. Der Herbst ist einfach scheiße, mit anderen Worten.

Mit diesen Worten allerdings wird versucht, vom Gegenteil zu überzeugen.

Die Kadane-Brüder Matt und Bubba starteten ihre musikalische Karriere mit der Band Bedhead. Das ist gut 17 Jahre her. Nun veröffentlichen sie ihre bereits dritte Platte als The New Year. Das Album trägt übrigens keinen Titel. Ein Statement, die Krönung aller ihrer musikalischen Taten geschaffen zu haben?

Einen schlichtweg wunderschönen Einstieg bietet der fünfminütige Opener „Folios“, ein fast-Instrumentalstück voller Hoffnung und Zufriedenheit, das für die letzten anderthalb Minuten mit Gesang und Dynamik gespickt wird, während „Body And Soul“ mit einem Klavier, einer ruhigen Stimme (ja, wer singt denn eigentlich?) und ein paar klaren Gitarrensounds auskommt. Dagegen klingt „The Door Opens“ ja fast schon rebellisch.

Sowieso ist der Sound von The New Year eine herrlich angenehme Mischung aus mittellautem Akustikgitarrengezupfe, kräftigem Schlagzeug und ruhigen, aber intensiven Klaviermelodien. Manchmal braucht es eben nicht mehr, um sogar voller und runder zu klingen als eine klassisch besetzte Band. Die Idee, das ruhigste Stück an den Anfang und das kräftigste ans Ende eines Albums zu packen, klingt simpel, geht aber auf. Für den letzten Song der Platte hätte es wahrhaftig keinen besseren als „The Idea Of You“ geben können. Es scheint, als würden alle Elemente noch ein letztes Mal zusammen kommen. Zu Anfang noch ruhig und hauchig, durchläuft der Song eine Steigerung, bis letztlich an der E-Gitarre gezerrt, in die Drums gehauen und die Stimme nochmal bestimmt angehoben wird.

The New Year schaffen ein anspruchsvolles und vor allem zeitloses Werk, das man zu den Platten im Schrank stellen kann, die man selbst nach Jahren noch zückt und mit Freude und Gänsehaut genießt.

Also. Vergessen sind nasse Socken und frierende Fingerspitzen. Man kann den Herbst nämlich auch so sehen: Goldenes Laub raschelt auf den Straßen, klare, kalte Luft macht den Atem sichtbar, und kräftige Sonnenstrahlen bringen einem zum Lächeln. Melancholie liegt in der Luft. Das ist The New Year.

Stefanie Graze

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