Rezension

The Middle East

I Want That You Are Always Happy


Highlights: As I Go To See Janey // Hunger Sony // Ninth Avenue Reverie
Genre: Folk
Sounds Like: Sun Kil Moon // Woodpigeon // Neil Young

VÖ: 03.06.2011

Eigentlich ist es ja merkwürdig, dass ein Land, das über so viele weite Flächen und Wüstenromantik verfügt wie Australien, noch nicht den Folk zu seinem musikalischen Hauptexportgut gemacht hat. Wenn man das Geschwisterpaar Angus & Julia Stone ignorieren (und den Herrn Kollegen Eike damit wahrscheinlich sehr böse machen) möchte, ist der Kopffüßler an sich eher für Eierrock a la AC/DC oder Wolfmother bekannt als für zartes Gitarrengezupfe, sakrale Chorgesänge oder weltumarmende Euphorie. The Middle East schaffen Abhilfe – und bedienen dabei gleich so viele Folkcharakteristika wie möglich.

Dabei braucht das Septett aus Queensland durchaus eine Weile, um sich aufzuwärmen. Was „Black Death 1349“ in Dur ist, ist „My Grandma Was Pearl Hall“ in Moll: Auf Stimme und Gitarre beziehungsweise Klavier reduzierter, vor Trägheit und Schwermut fast zerplatzender Slowcore, der so auf Albumlänge wahrscheinlich nur schwer verdaut werden könnte.

Das muss er jedoch auch nicht – und so wirken The Middle East beinahe bipolar, wenn sie (nach einem kurzen Umweg durch den Elfenwald „As I Got To See Janey“) auf einmal zum beschwingten Folkpop von „Jesus Came To My Birthday Party“ wechseln, der mit seinem Zusammenspiel aus verzerrten Gitarrenriffs und Gepfeife auch jeder amerikanischen Folkband von Wilco bis zu den Shins gut zu Gesicht gestanden hätte. „Hunger Sony“ geht gar noch euphorischer – und dank ordentlich Banjoeinsatz auch noch amerikanischer – „countryesk“ wäre ein ebenso mögliches Stichwort.

Sprich: An Abwechslung mangelt es „I Want That You Are Always Happy“ nun gerade nicht – aber wer seine Kleider so bunt wie möglich weben will, dem reißt vielleicht hin und wieder der eine oder andere rote Faden entzwei. So wünscht man sich statt solch eines Parforceritts durch sämtliche Spielarten des Folk teils lieber unterschiedliche, homogenere Alben – oder gar Projekte? Zumindest der australischen Folklandschaft würde eine solche Bandmeiose auf jeden Fall gut tun.

Jan Martens

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