Rezension

The Magnetic North

Orkney: Symphony Of The Magnetic North


Highlights: Warbeth // Rackwick // Nethertons Teeth // Orphir // Yesnabi
Genre: orchestraler Indie-Folk
Sounds Like: Efterklang // moddi // Stars // Arcade Fire // Sigur Rós // Sufjan Stevens // Peter Broderick

VÖ: 29.06.2012

Ein Traum brachte den Frontmann von Erland And The Carnival, Erland Cooper darauf, ein Album über Orkney zu schreiben, den Ort, an dem er seine Kindheit verbrachte. Betty Corrigall, eine Frau aus Orkney, die sich in den 1770ern das Leben nahm, sei ihm im Traum begegnet und soll ihn aufgefordert haben, ein Album über diesen Ort zu schreiben. Zusammen mit Komponistin Hannah Peel und Multiinstrumentalist Simon Tong machte er sich daran, sich eingehend mit der Geschichte des zu Schottland gehörigen Archipels auseinanderzusetzen. Vor allem für die Briten Tong und Peel, die es selbst noch nie in den hohen Norden verschlagen hatte, war es eine Herausforderung, Musik über einen Ort zu schreiben, den sie zuvor selbst noch nie besucht hatten. Auch den Autor dieser Zeilen hat es bisher noch nicht bis nach Orkney verschlagen – doch beim Hören von The Magnetic Norths Debüt bekommt man ein Gefühl, wie es an diesem Ort sein könnte, an dem es so viel unberührte Natur und weitläufige Landschaften gibt und an dem ein ganz anderer Lebensrhythmus vorzuherrschen scheint als bei uns.

Breit angelegt sind die Songs von „Orkney: Symphony Of The Magnetic North“. Streicher und Bläser verleihen nahezu jedem dieser Songs eine majestätische und erhabene Atmosphäre, ohne überladen zu wirken. Denn so reichhaltig The Magnetic North ihre Stücke auch instrumentieren mögen, sie bleiben immer so ruhig und filigran, dass es sich Erland Cooper und Hannah Peel erlauben können, mit schon fast flüsterleisem Gesang ihre einfachen Verse vorzutragen. Das großartige „Orphir“ ist eines dieser Stücke, bei dem sich nach einem düsteren Intro mit Chorgesang auf einmal alles zurückzieht und der Gesang der beiden in den Vorgergrund tritt: „I won't let you down I won't give up this time“. Irgendwo zwischen Sigur Rós, Efterklang und Moddi spielt sich die Musik von Magnetic North ab, bewahrt dabei aber ihre eigene Identität. Orkney ist eben nicht Island, Dänemark oder Norwegen und hat es damit auch verdient, seinen ganz eigenen Soundtrack zu bekommen. Wie auch bei Erland And The Carnival treten bei The Magnetic North immer wieder sehr urtümliche Melodien in den Vordergrund, die auch gut und gerne ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben könnten. Erstaunlicherweise klingt das aber nie nach befremdlichem Mittelalter-Folk, sondern fügt sich immer in den doch irgendwie erfrischenden und alles andere als angestaubten Sound der Band ein.

Es ist vielleicht die größte Stärke dieses Albums, dass es bei all den Mitteln, die der Band zur Verfügung stehen, und all den Ambitionen, mit denen sie dieses Projekt verwirklicht hat, trotzdem erstaunlich schlicht daherkommt. Man möchte gar nicht mehr in die Realität zurückkehren, wenn einen erst einmal diese träumerische Welt von The Magnetic North in ihren Bann gezogen hat. Von Fernweh gepackt möchte man sich dieses Album immer und immer wieder anhören, nachdem einem die letzten Worte von „Yesnabi“ noch im Kopf nachklingen: „In my mind I just need a place to hide, no more shouting, no more silence“. Wenn Orkney auch nur halb so schön ist wie dieses Album, ist es allemal einen Besuch wert.

Kilian Braungart

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