Rezension

The Drowning Men

All Of The Unknown


Highlights: Lost In A Lullaby // Bored In A Belly // I Am The Beggar Man
Genre: Indierock
Sounds Like: Travis // Maritime

VÖ: 16.08.2013

Wer von euch hat eigentlich in der Indie-Disco eures Vertrauens schon mal probiert, Walzer zu tanzen? Extra cool zum Takt nicken oder mit ironischer Brechung rumzappeln kann schließlich jeder und selbst das 1-2-Tap des Discofox könnte man sicherlich noch problemlos den meisten Britpop-Hits aufstülpen. Wer aber einmal die alte Dame des Paartanzes auf dem Dancefloor ausprobieren möchte, sollte sich beim DJ vielleicht The Drowning Men wünschen.

Und hiermit ist nicht einmal der beim Blick auf die Tracklist von „All Of The Unknown“ wahrscheinlichste Kandidat „The Waltz“ gemeint – hinter diesem verbirgt sich stattdessen etwas, das das kalifornische Quintett ziemlich gut hinbekommt, wenn es denn will: nämlich nach vorne treibender, hin und wieder gen Verzweiflung schwankender Indierock, wie er auf dem Opener „Lost In A Lullaby“ noch am besten demonstriert wird. Wenn man aber zu „A Long, Long Walk“ wirklich geradezu die Rentnerpaare über das Parkett schweben sieht, lässt sich das größte Problem des dritten Albums der Drowning Men recht genau beschreiben: Es wirkt an vielen Stellen einfach zu schnulzig. Lyrics wie die von „Fix Me Love“ (fix me lover, and kiss me true and kind) ändern an diesem Umstand genauso wenig wie das gerne leicht ins Weinerliche driftende Organ von Sänger Nato Bordeen, für den man hoffen kann, dass sich niemals ein Gallagher-Bruder öffentlich zu den Drowning Men äußern wird.

Dabei hätte es die Band aber so leicht, solche Kritikpunkte in Zukunft abzuwehren: Einfach mehr an vergangenen Werken wie „The Beheading Of The Song Bird“ orientieren, die mit gewissen Ecken und Kanten auch verstehen lassen, wieso The Drowning Men auch gerne Pfundskerle wie Chuck Ragan oder Flogging Molly supporten. Da auf „All Of The Unknown“ davon eben nur noch Spuren zu erkennen sind, bleibt dessen größter Verdienst – abgesehen von einigen Songs zu Albumbeginn – eben, den Indierock walzerfähig zu machen – aber inwiefern das wirklich ein Verdienst ist, muss jeder für sich entscheiden.

Jan Martens

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