Rezension

The Departure

Dirty Woods


Highlights: All Mapped Out // Changing Pilots // Be My Enemy
Genre: New Wave // Indie
Sounds Like: Interpol // Editors // The Cure // The Killers

VÖ: 04.07.2005

The Departure eröffnen die nächste Runde der traurigen Tanzkapellen und kommen wenig überraschend natürlich aus England. "Sadness Is The New Happiness"? Nun, es scheint zumindest mal wieder soweit zu sein. Gestern lagen sich noch The Cure und Joy Division weinend in den Armen, heute drücken Interpol und The Killers auf die Tränendrüse und morgen hängen bereits die Editors und eben The Departure am Rockzipfel. Der stilbewusste Indietrauerklos muss sich also keine Sorgen um die Zukunft machen.

Tatsächlich schaffen The Departure eine so unterkühlte Atmosphäre, dass man den kalten Atem förmlich aus den Boxen entschweben sehen kann. Das liegt weniger an der teilweise etwas langweilenden Stimme von Sänger David Jones, sondern vielmehr an den glasklaren Gitarrenlinien und dem potenten Bass, die sich wie kaltes Stahl in die Gehörgänge bohren. Und trotzdem verstehen es die fünf Briten aus Northampton wie man die Gratwanderung zwischen Tristesse und Tanzappeal meistert.

Bestes Beispiel ist die Single "All Mapped Out". Man nehme zwei Gitarrenmelodien mit Wiedererkennungswert und dazu ein knackiges Tempo vorgelegt, fertig ist der Indiehit. Damit haben sie das Rad nicht gerade neu erfunden, aber immerhin versteht man aus seinen eher bescheidenen Möglichkeiten das Beste rauszuholen. Denn machen wir uns nichts vor: In der Band findet man weder großartige Musiker oder Songwriter, noch einen begnadeten Sänger. Für den Moment und den Augenblick können The Departure aber wunderbare Dinge bewirken. Sei es als Hilfe um über die verflossene Liebe hinwegzukommen ("Be My Enemy"), als Beifahrer auf der nächtlichen Heimfahrt ("Changing Pilots") oder einfach als Arschtritt auf die Tanzfläche ("Talkshow"). Es fällt schwer einzelne Songs als Highlights herauszugreifen, weil ein richtiger Ausfall nicht wirklich vorhanden ist und "Dirty Words" als homogene Einheit wunderbar funktioniert.

Ob es der Band gelingt in der heutigen, so schnelllebigen Musikszene Fuß zu fassen darf indessen stark angezweifelt werden. Dafür fehlt einfach der Tick an Besonderheit und Eigenständigkeit, die dazu vonnöten wäre. In den 80ern wäre man mit der Masche locker oben dabei gewesen, heute verschwindet man als oberes Mittelmaß schneller als man denkt von der Bildfläche. Traurig aber wahr.

Benjamin Köhler

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