Rezension

The Coral

Roots And Echoes


Highlights: Who's Gonna Find Me // Put The Sun Back // Jacqueline
Genre: Britpop
Sounds Like: The Zutons // Oasis // The Beatles // The Doors // Mando Diao

VÖ: 31.08.2007

Man hatte es zuletzt nicht leicht als Fan von The Coral. Dabei hatte alles so gut angefangen: Das selbstbetitelte Debüt der Briten war eine aufregende Sammlung von Songs zwischen psychedelischem Folk und radiotauglichem Britpop, und auch der vielbeachtete Nachfolger "Magic And Medicine" wusste zu begeistern, war etwas fokussierter und sogar: noch besser.

Dann drehte die Band ganz ohne Ankündigung durch, was "Nightfreak And The Sons Of Becker" eindrucksvoll dokumentierte. Abgesehen vom Hip-Hop-Song "Grey Harpoon" war das Album allerdings kaum zu gebrauchen. Die Antwort auf die größtenteils enttäuschte Presse fiel mit "The Invisible Invasion", das wieder etwas mehr Ordnung haben wollte, leider nicht gänzlich überzeugend aus, denn es fehlten die Melodien, für die man die ersten beiden Alben geliebt hatte.

So gesehen folgt nun mit "Roots And Echoes", dem fünften Album der Band, so ungefähr das, was man sich erhofft hatte: Hits, Hooks und ein halbes Dutzend Gitarrenkoffer voller britischem Pop. Erstes Stück und erste Single "Who's Gonna Find Me" sollte allein wegen zu Satzbeginn erwähnter Attribute ein gutes Beispiel dafür sein - ist es auch. Typisch für The Coral auch der traurige Text zur eigentlich gar nicht so traurigen Musik, was sicherlich eine besondere Form der Problemverarbeitung ist. Die Band hat sich inzwischen ganz klar eine eigene kleine Nische in der britischen Popmusik gesucht, die sie sich höchstens ab und zu mit den Zutons teilen muss.

"Put The Sun Back", das beste Lied des Albums und potentieller Klassiker, wirkt im ersten Moment auch nicht besser gelaunt als die Single, doch weiß Sänger James Skelly hier wenigstens, was zu tun wäre, damit alles wieder gut wird. "Jacqueline" zielt in die gleiche Richtung. Angenehmer, beruhigender Britpop - denkt man. Plötzlich nämlich beginnt "In The Rain", das so dreist bei Mando Diao klaut wie Mando Diao bei Oasis. Was man The Coral natürlich nicht ernsthaft vorwerfen darf. Schließlich sind Mando Diao in England nicht halb so populär wie der schüchterne Carl Philip, schwedischer Kronprinz.

Die "Music At Night" an letzter Stelle zeigt, dass man bei The Coral immer noch gerne die Doors zitiert. Das Herz von Fans beider Bands darf höher schlagen. Dennoch kommt man nicht umhin, zu bemerken, dass nicht jeder Song so überzeugend ist wie das erwähnte größte Highlight "Put The Sun Back". So ist die Platte nicht sehr gut, aber eben doch: ziemlich gut.

Mario Kißler

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