Rezension

Tennis

Cape Dory


Highlights: Marathon // Cape Dory // Seafarer
Genre: 50's/60's-Pop
Sounds Like: Beach Boys // Vampire Weekend // Best Coast

VÖ: 24.06.2011

Ein Ehepaar geht segeln: Da muss jetzt nicht zwangsweise eine Platte bei entstehen. Bei Patrick Riley und Alaina Moore, zwei ehemaligen Philosophiestudenten aus Denver, schon. Von langer Hand geplant und selbst im Umgang mit dem Boot geschult, ging es letztlich 2009 für sieben Monate los in die Einfachheit des Ozeans, nur der Partner und das Boot. Volle Fahrt voraus, einmal die nordatlantische Küste des amerikanischen Kontinents entlang.

Und wie verhält sich das mit der Musik auf dem Album? Nun, ähnlich wie mit dem Wasser neben dem Segelboot: Sie plätschert so vor sich hin. Es ist hier leider wie folgt: "Marathon" als Vorabsingle ist cool und weckt Lust auf mehr. Doch dieses "mehr" endet genau nach 2:44 Minuten dieses Songs. Der versprühte 50s/60s-Flair mit Jangle-Gitarren, jeder Menge Sha-la-las und Ooh-woo-woohs hat auf Albumlänge weder seine Höhen, noch weniger aber seine Tiefen. "Cape Dory" ist eine Platte, die man mal so anhören kann, während man anderes tut. Es ist nichts, was einen in seinen Bann zieht, zur Hingabe zur Musik, zum konzentrierten Hinhören bewegt – nicht einmal im Ansatz.

Es braucht eben nicht besonders viel Talent und Tiefe, um mit dem Sound der 50er/60er-Jahre den Hörer fröhlich zu machen. Eine Melodie ist schnell gefunden, ein einfaches Schlagzeug auch, nun braucht es nur die notwendige Produktion, den richtigen Sound: Schon setzen die Jungs die Sonnenbrille auf, die Mädchen schwingen die Röcke, und alle sehen sich selbst in schwarz-weiß am Strand herumtanzen. Das Problem bei Tennis ist, dass sie nicht auch nur ein bisschen mit ihren Einflüssen spielen, keinerlei eigene Akzente setzen, um ihr Album von irgendeinem der heute günstig verramschten Easy-Listening-Alben der früheren Zeiten abzuheben.

Das Ganze mag in Zeiten der über der Hüfte getragenen Röcke eines schwedischen Modehauses in jedem Falle "hip" wirken. Doch "Cape Dory" ist dermaßen Retro, vom allerersten Eindruck (dem Bandnamen) zum – mit Verlaub – eher semi-schönen Cover, einer, wie könnte es anders sein, Hommage (an Lisa Hartmans "Hold On") und auch über das Hören hinweg: Man sieht keinen großen Grund, es noch öfter zu hören: Wenn überhaupt, fühlt man sich dagegen angeregt, die damaligen Originale anzuwerfen. Immerhin: Einen Segeltörn mit einem solchen Nebenprodukt macht dann auch nicht jeder. Eine schöne Reise muss es wenigstens gewesen sein.

Daniel Waldhuber

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