Rezension

Tapes 'N Tapes

Outside


Highlights: Badaboom // SWM // Freak Out // The Saddest Of All Keys
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Pixies // Pavement // Modest Mouse // Friska Viljor

VÖ: 14.01.2011

Erinnert sich noch jemand daran, wie Mitte des letzten Jahrzehnts wiederholt der Indierock gerettet wurde? Pavement waren lange aufgelöst, Neutral Milk Hotel ebenso, und neue Alben von Sonic Youth waren nicht gerade die Highlights ihrer Karriere. Insbesondere nach Modest Mouses „Good News For People Who Love Bad News“ wollte dann aber doch keiner den Stecker beim totgeglaubten Patienten ziehen, und wie gut traf es sich da erst, dass die Hypemaschine des Internets nun endgültig zusammengeschraubt war, die mit Vorliebe einer Band nach der anderen die Messiaskrone aufsetzte.

Und heute? Kaum eine Band schaffte es, auch mit ihrem zweiten Album die Augen hinter den Nerdbrillen zum Leuchten zu bringen – oder erinnert sich noch jemand wirklich an eine Band wie Clap Your Hands Say Yeah? Album #2 kann im Indie in vielen Fällen ja sowieso nichts, die Band ist abgehakt und muss sich meist schon stark anstrengen, damit das dritte Werk – wenn vorher nicht die Auflösung erfolgte – überhaupt noch jemanden interessiert.

So auch bei Tapes 'N Tapes – wurde der Erstling „The Loon“ nicht zuletzt dank Übersongs wie „Insistor“ und schamloser Orientierung an besagten Genrehelden frenetisch abgefeiert, wurde dem ungleich weniger aufdringlichen „Walk It Off“ höchstens wohlwollend der Kopf getätschelt. Insofern hatte die Band für „Outside“ ja relative Narrenfreiheit – wurde sie schließlich schon lange von neuem heißen Scheiß auf dem Indieradar ersetzt. Das erfreuliche Resultat: Ein Album gespickt mit Hits, denen erstmal schnuppe ist, ob sie jetzt vielleicht zu simpel funktionieren, um hypetheoretisch cool zu sein.

So klingen beispielsweise „SWM“ mehr nach nüchternen Friska Viljor und „One In The World“ nach entpannteren Fratellis statt nach großen Amerikanern, aber Ärsche können (und werden) schließlich auch zu vollkommen unverzerrten Gitarren wackeln. „Freak Out“ rettet die Qualitäten von „Insistor“ in die neue Dekade herüber, und auch jenseits der Discobedienung funktioniert „Outside“ – in „The Saddest Of All Keys“ werden zu Gebrüll von Sänger Josh Grier Gitarre und Orgel gegeneinander in den Krieg gehetzt, bevor „People You Know“ das Album dann wieder zur Ruhe schunkelt. Man mag sie abgeschrieben haben, aber am Ende sind Tapes 'N Tapes noch lange nicht – aber passt ja auch zu einer Band, die ihr „Outro“ einfach mal in die Mitte des Albums steckt.

Jan Martens

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