Rezension
System Of A Down
Hypnotize
Highlights: Kill Rock 'N Roll, Holy Mountains, Vicinity Of Obscenity
Genre: Crossover Metal
Sounds Like: Meshuggah
VÖ: 18.11.2005
Was war 'Mezmerize' doch für ein Knalleralbum; wie eine Dampfwalze rollte es über uns hinweg und auch live konnte es voll überzeugen. Zu hören gab es live schon "Kill Rock 'N Roll" sowie "Holy Mountains" und sie versprachen einen ebenbürtigen zweiten Teil, doch es sollte anders kommen.
'Hypnotize' beginnt mit druckvollem Geschrammel und verinnerlicht schon im ersten Song, "Attack", die nun folgende Berg- und Talfahrt der Gefühle. Immer wieder wird der Hörer von seichten Gesängen und athmosphärischen Klängen in die Höhe gehoben um sogleich wieder zu Boden geschmettert zu werden. Das kann Malakian, der Kopf, das Genie, der Mann mit der Quietschstimme. Das er aber nicht nur quietschen sondern auch singen kann beweißt er abermals und ergänzen sich Malakian und Tankian's Gesänge wunderbar wie auch schon auf 'Mezmerize'.
Doch irgendwas fehlt und nach erstmaligem Durchhören der CD steht auch schnell fest was der Hörer so schmerzlich vermisst: die durchgängige Härte. Zugegeben, es gibt definitiv harte Songs auf 'Hypnotize' und teilweise gestalten sich die Songs noch abgedrehter als das bisherige Material. So zum Beispiel bei "Vicinity Of Obscenity" welches das neue und bessere "Chic 'N Stu" ist und sich auch zu einem der Highlights des Albums gemausert hat. Dennoch fallen System auf der anderen Seite in's andere extrem und werden ein wenig zu balladesk. Aber statt das Album in einen ruhigen und einen schnellen Teil aufzuspalten entschied man sich dafür den Hörer ein wenig herumzuwirbeln.
Wie bereits erwähnt beginnt "Attack" schnell und wird seinem Songtitel voll und ganz gerecht. Geschrammel drückt einen gegen die Wand und die melodischen Parts richten einen Sanft wieder auf um vom Refrain wieder geohrfeigt zu werden. Doch eine Entspannungspause bietet "Dreaming", welches zwar unterschwellig eine gewisse Geschwindigkeit mitliefert aber durch den opernartigen Gesang sein volles Härtepotential nicht entfalten kann. Doch mit kurzem Vorgeplänkel schießt "Kill Rock 'n Roll" auf einen ein und bald wird klar: hier hören wir das neue "Cigaro". Ein klasse Song der auch schon auf den Konzerten im März überzeugen konnte! Das nächste mal bitte mehr davon ja? Danke! Mit dem Titelsong "Hypnotize" bitten Daron und co wieder zur Erholungspause. Mit orientalischen Klängen verziert plätschert es so vor sich hin und legt das Hauptaugenmerk wieder auf das Gesungsduo Daron/Serj, welche es gut verstehen stimmlich Spannung aufzubauen. Yeah, oh right! Yeah, alright! Und ab dafür! "Stealing Society" legt wieder voll los um in "Tentative" zu münden. "Tentative" ist ein typischer System Of A Down Miniepos mit toller Interlude, dramatischen Strophen und hartem Refrain. Das sich anschließende "U-Fig" erinnert dann dank des abgedrehten Refraingesangs erstmalig an 'Steal This Album'. Doch eh Serj endgültig abdrehen darf wird noch "Holy Mountains" dazwischen geschoben, wieder ein Miniepos mit fantastischen Melodien, mitreissenden Riffs und einem packenden Refrain zum mitschreien im Club oder beim Konzert. Der Gesang ergreift einen ganz tief im Innern, ganz großes Kino! Wo wir bei großem Kino sind, "Vicinity Of Obscenity" ist wahn-Sinn! Locker flockig beginnend stößt Serj spitze Schreie aus um honigsüß den Banana Terracotta Pie besingend fortzufahren. Und dann kommt's! System Of A Down at it's best! Serj spielt mit seiner Stimme, schreit, verstellt seine Stimme, dreht vollkommen ab. Das beherrscht er wie kein anderer, das macht ihn einzigartig. Auf den Schock folgt wieder ein honigsüßer Zwischenpart mit einem vor sich hin quietschenden Malakian noch über Tankian's Gesang. Nach einem weiteren abgefahrenen Refrain schließt sich ein doch sehr tanzbarer Teil a la "B.Y.O.B." an. Dann wird's total abgefahren und ein letzter Refrain unterlegt von einem tiefen langen Schrei mündet in einem Outro welches auch toll als Ende des Albums fungiert hätte. Ein perfekteres Ende hätten sie wohl nicht finden können, denn dieser Song beweist: System sind definitiv krank und sie haben es immer noch drauf! Doch leider ist das Album noch nicht beendet und so folgt mit "She's Like Heroin" ein vor sich hin dudelnder Rocksong an dem ausser Malakian's athmosphärischem Gesang nichts ist. Die nun folgende Ballade "Lonely Day" erinnert stark an "Lost In Hollywood" doch war letzteres ergreifender. Die letzten Klänge kommen einem dann doch sehr bekannt vor und so verwundert es nicht, dass am Ende Part 2 des 'Mezmerize'-Openers "Soldier Side" steht. Damit schließen sie den Kreis und bilden eine Einheit zu 'Mezmerize/Hypnotize'. Doch war das wirklich notwendig? Denn überzeugen kann "Soldier Side" (Part 2) nicht.
Summa summarum ein eigentlich klasse Werk. Die letzten drei Songs trügen das Gesamtbild und ziehen das Album runter. Hätte man das Album nach "Vicinity Of Obscenity" beendet hätte sich 'Hypnotize' ruhig mit stolz geschwellter Brust neben Mezmerize stellen dürfen.
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