Rezension

Susanna

Flower Of Evil


Highlights: Jailbreak // Vicious // Without You
Genre: Folk
Sounds Like: Sarah McLachlan // Dido // Norah Jones // Kate Bush

VÖ: 30.01.2009

Neue Musik zu entdecken, war noch nie so einfach wie heute. Auch, oder vielleicht gerade eben deshalb, weil das Musikfernsehen seinem Namen nur noch dann gerecht wird, wenn keiner mehr hin guckt. Egal, denn alles, was wir benötigen, findet sich inzwischen im Netz. Allerdings muss man sich da schon mal mit Luxusproblemen herumschlagen wie „höre ich die MySpace-Songs der letzten Rezension zu Ende oder wechsle ich zur nächsten Seite, passend zur nächsten Rezension?“. Bei all dem Informationsüberfluss ist es immer wieder schön, ein Album auf althergebrachte Weise zu entdecken. Bei dem Blick auf die Veröffentlichungen der nächsten Woche konnte sich der Schreiber dieser Worte ein Lachen nicht verkneifen, als sein Blick auf den Albumtitel „Flower Of Evil“ fiel.

Bei dem drittem Album der Norwegerin handelt es sich um ein durch zwei Eigenkompositionen ergänztes Coveralbum, das einen melancholisch angehauchten Querschnitt durch die Geschichte der Popmusik bietet. Coverversionen sind für Susanna kein Neuland, ihre Version von Leonard Cohens „Halleluja“ stand beispielsweise Rufus Wainwrights Version in nichts nach. Das Album beginnt direkt mit einem Paukenschlag. Thin Lizzys „Jailbreak“ in einer ruhigen, folkigen Kulisse geht unter die Haut, kaum zu glauben, dass Glamrock so schön recycelt werden kann. Bonnie "Prince" Billy steht Susanna hier wie auch bei dem eigentlich scheußlichen, hier aber wundervoll umgesetzten „Without You“ als Gastsänger zur Seite, seinen Song „Joy and Jubilee“ stellte er Susanna gleich mit zur Verfügung. Weitere Perlen finden sich mit Lou Reeds „Vicious“, Black Sabbaths „Changes“ und ABBAs „Lay All Your Love On Me“ die in der minimalistischen Intonierung eine ganz andere Wirkung als bei ihren Originalinterpreten entfalten. Susannas Stimme klingt traurig, zart, zerbrechlich und doch nie gebrochen. Hört man das Album am Stück, sind die beiden selbst komponierten Songs „Wild Is The Will“ und „Goodbye“ gar nicht so leicht auszumachen. Wirft man noch mal einen Blick auf die großen Namen der Songwriter, geht diese Unauffälligkeit glatt als Kompliment durch.

Die große Klasse des "Jailbreak"-Covers erreicht keiner der anderen Songs so ganz, was eine höhere Bewertung verhindert. „Flower Of Evil“ ist mit vielen ordentlichen und einem richtig guten Song in sich geschlossen und aufgrund der düsteren Kulisse genau der richtige Soundtrack für die nächsten, kalten Wintertage. Das Album wurde großteils an einem Tag eingespielt, Frau Wallumrød sollte damit ausreichend Zeit haben, um uns dieses Jahr mit einem weiteren Album zu beglücken. Dann vielleicht auch mal ganz ohne Cover.

Marcel Eike

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