Rezension

Superpunk

Superpunk, Why Not?


Highlights: Bon Scott // Parties in München // Carsten ist mein Name
Genre: Northern Soul // Garage
Sounds Like: Die Sterne // Lucky Soul // Angelika Express

VÖ: 25.01.2008

Zu Beginn dieser Rezension eine böse Theorie: Superpunk, die boshaft-berechnenden Schelme, haben ihr drittes Album nur deshalb „Superpunk, Why Not?“ sowie den Opener „Ich find alles gut“ genannt, um den potentiell denkfaulen Musikjournalisten subtil auf einen Absolution spendenden Rezensionsschlusssatz wie „Find ich alles gut, Superpunk – warum nicht?“ zu stoßen. Dass diese Taktik aufgehen könnte, zeigt bereits ein Blick in die Vorschau-Sparte der aktuellen Visions. Dass jedoch Helga-Rockt, die Speerspitze des qualitativ hochwertigen Musikjournalismus, sich nicht so leicht ködern lässt, sollte klar sein.

Wir fragen uns stattdessen, was es ist, das wir bisher eigentlich immer gut fanden an diesem Hamburg-Münchner Kollektiv mit dem schönen Bandnamen, der so gar nicht zur Musik passt. Die wahrscheinlichste Antwort: Superpunk gelingt es wie sonst wohl keiner Band im deutschsprachigen Raum, eigentlich zutiefst nihilistische, negative, gerne auch gesellschaftskritische Texte zu schreiben, die in Kombination mit fröhlicher, keyboarddominierter Northern Soul-Musik aber plötzlich total lustig klingen. Wer ist denn schließlich noch nie wild durch die Indie-Disse gehüpft und hat dabei laut gröhlend um neue Zähne für den Bruder und sich gebeten?

Genau diese unwahrscheinliche Symbiose ist es, die auch „Superpunk, Why Not?“ wieder zum selbstironischen Partyalbum der Generation Neon-aber-auch-Intro machen könnte. Langzeitstudenten von Freiburg bis Göttingen besingen dann in „Baby, ich bin zu alt“ den Verlust der Party-Kondition, „Ich trinke“ kann wie einst „Saufen“ von den Ärzten je nach Bedarf als Pro- oder Contra-Alkoholismus-Hymne gebraucht werden, „Bon Scott“ schließlich trumpft mit simplen historischen Wahrheiten wie „Elvis wurde fett, Elvis wurde sehr sehr fett“ auf und kondensiert jegliche Befindlichkeitslyrik zu einem schlichten „Und denk ich an mich, mir geht es auch nicht so gut.“ Als einziges wirklich deprimierendes Stück sticht hier nur „Carsten ist mein Name“ hervor – deprimierend deshalb, weil es unfairerweise nur für diejenigen volles Identifikationspotenzial bietet, dessen Eltern damals im Großen Buch der Vornamen die richtige Seite aufgeschlagen haben.

Also wollen wir mal nicht so sein und konstatieren: Ja, wir finden wirklich alles gut, so wie „Superpunk, Why Not?“ jeder gut finden sollte, der auch mal problemlos auf die öden und ermattenden Seiten des Lebens abfeiern möchte. Was mich persönlich betrifft, ich bin dann mal eben weg – zum Amt, Vornamen ändern.

Jan Martens

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