Rezension

Sookee

Mortem & Makeup


Highlights: Q1 // You Only Die Once
Genre: Linkspolitischer Rap
Sounds Like: TickTickBoom // Neonschwarz // Antilopen Gang // Lena Stoehrfaktor

VÖ: 17.03.2017

„Hello everybody // Special Newsflash // Your Host Tonight Is // Sookee!“ So wird Sookee zu Beginn von „Mortem & Makeup“, ihrem neuen Album, vorgestellt. Was bietet uns Sookee als Host? Eine ziemlich ausführliche Abhandlung dessen, was linkspolitisch orientierte Menschen so interessieren könnte. Da geht es unter anderem um Rassismus, Homophobie, Queerfeminismus, patriarchale Strukturen, Heteronormativität, Kapitalismus, Politik, Verschwörungstheorien – und immer wieder dem Wunsch nach Frieden, Liebe und Anerkennung. All das verpackt in Geschichten und Erzählungen, die nicht wirken wie ein „Soziologievortrag“, sondern wie Rapsongs, denen gerne zugehört wird. Der eher belehrende Vortragsstil wurde Sookee in ihren alten Songs gerne mal vorgeworfen. Mit dem neuen Album „Mortem & Makeup“ möchte sie auch die erreichen, die eher nicht linkspolitisch aktiv sind – was ihr sicherlich mit einigen Songs auch gelingen wird.

Wer sich, bezogen auf den Sound generell und vor allem auf Grund des plötzlichen Gitarrensounds am Ende des Songs „Hüpfburg“, möglicherweise denkt: „Was zur Hölle? Das klingt ja genauso schlimm wie auf dem neuen Antilopen-Gang-Album!“, der/die wird sich nicht wundern, dass Danger Dan von den Antilopen als Produzent am Werk war. Der hat, neben Riffsn (Großstadtgeflüster) und den altbekannten LeijiOne und Majus für den Sound gesorgt. Das Album ist zwar dadurch recht energisch und divers, an vielen Stellen glänzt die Arbeit der Producer allerdings eher weniger – bereichernd sind glücklicherweise aber meistens Sookees Textinhalte. Zudem sind als Gäste am Mikrofon Charlotte Brandi von Me & My Drummer („Who Cares“) und Grim104 von Zugezogen Maskulin („You Only Live Once“) dabei, die vor allem in Brandis Fall für erfrischenden gesanglichen Input sorgen.

Allerdings wirkt Sookee in ihren Texten teils widersprüchlich. Einerseits ist ganz klar, dass sie für eine bessere Welt ist, andererseits ist sie laut Textaussagen auch bereit, Gewalt anzuwenden, wenn Menschen da nicht mitziehen möchten. „Wenn du die Liebe nicht liebst, befinden wir uns im Krieg“ („Der Schrank“) oder „Give peace a chance // Aber manchmal will ich einfach nur noch drauf hauen“ („Q1“) sind nur zwei Beispiele für diesen scheinbaren Zwiespalt. Zudem springt Sookee in der Erzählweise zwischen den Perspektiven, erzählt mal aus Kinderperspektive, mal aus Sicht einer politisch Linken, ein weiteres Mal in der Denkweise einer rassistischen Person. Dazu mischen sich sarkastische Aussagen, sodass schließlich ganz genau hingehört werden muss, um alles nachvollziehen zu können. Das macht das Album aber wiederum auch spannend und abwechslungsreich.

Sookee wird nicht aufhören, über Missstände zu rappen und auch persönlich dagegen anzugehen, so lange sie herrschen. „Sobald sich das alles normalisiert hat und sobald diese Gerechtigkeit eingetreten ist, von der ich träume, dann halte ich meine Klappe. Aber der Punkt ist eben noch nicht ganz erreicht.“, sagt sie. Und wenn am Ende doch alles schief läuft, dann bleibt immer noch die „Einsame Insel“ oder der „Untergrund“ („Q1“).

Marlena Julia Dorniak

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"Q1"
Sookee im Interview
"Queere Tiere"

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"You Only Die Once" feat. grim104

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