Rezension
Sometree
Yonder
Highlights: Moduin // A Years Mind // Enchiridion
Genre: Indie
Sounds Like: Radiohead // Klez.E // Siva. // Sigur Rós
VÖ: 18.09.2009
Wir kennen alle diese Platten, die anfangs ein Buch mit sieben Siegeln, später dafür ein lebensbereichernder Begleiter sind. Gern fallen dann Worte wie Meilenstein oder Meisterwerk. Natürlich sind solche Platten entsprechend selten, denn sie erfordern Bands, die den Blick aufs Gesamtkonzept werfen, anstatt auf ein oder zwei in den Klangolymp hochproduzierte Hitsingles. Sometree gelten als eine Band ersterer Sorte und “Yonder“ scheint zunächst eines dieser besagten Bücher. Mit dem Unterschied, dass die Siegel hier nicht so Recht brechen wollen.
Waren Sometree schon immer introvertiere Leisetreter und akribische Soundfanatiker, gehen sie dieses Mal einen Schritt zu weit. Die Band überlässt uns insbesondere in der zweiten Hälfte dieser Platte selbst der Aufgabe, nach Anhaltspunkten innerhalb ihrer Klanggebilde zu angeln. Chiffrierte Songtitel wie „Serene“ oder „Conondrum“ bitte wörtlich nehmen! Sometree bleiben geben sich schwer greifbar, fast rätselhaft. Sporadischer finden sich auf „Yonder“ Momente ein, in denen die Dezibelmesser merklich ausschlagen und die Spannung lösen. Nicht nur der massive Einsatz des Pianos ist da bezeichnend, auch diese vom Schicksal gebeutelte Stimme stößt sich seltener ihren Weg gen Askese frei. Die Erlösung bleibt aus.
Augenbrauen heben sich höchstens dann, wenn die Band ihr Songwriting wie in „A Years Nest“ komplett auf den Kopf stellt: die atemlose Percussion wird von einer in Zeitlupe eingespielten Klavierspur erst noch ausgebremst, bis die Drums es schließlich nach der hektischen Kehrtwende unbemerkt durch die Hintertür versuchen – und tatsächlich Erfolg damit haben. Befremdlich wirkt das zu gleichen Teilen wabernde wie erkaltende „Serene“, ein Song so schizophren wie eine Romanfigur des Robert Louis Stevenson. Als das finale „Enchiridion“ dann doch die Zerren auspackt, ist es schon zu spät: Die Schneemaschine, die Sometree mit dieser Platte in ihrer Glaskugel installiert haben, hat saubere Arbeit geleistet. Schwerer fiel der Blick ins Innere dieser Band noch nie. Erst sein Nachfolger wird darüber entscheiden, wie „Yonder“ zu verstehen ist: Ob nun als Grenz- oder als Stolperstein.
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