Rezension

Snow Patrol

Wildness


Highlights: Heal Me // What If This Is All The Love You Ever Get?
Genre: Pop-Rock
Sounds Like: Coldplay // Travis // Elbow // Kodaline

VÖ: 25.05.2018

In der Mitte des letzten Jahrzehnts infiltrierte eine Popband den Indie. Da konnte man noch so sehr auf den orchestralen Folk von Arcade Fire oder die frisch die Clublandschaft erobernden LCD Soundsystem abfahren, noch so sehr die Nase über die Radiobands dieser Welt erheben – kaum jemand, der sich nicht in das herzzerbrechende „Chasing Cars“ oder (war man mit dem richtigen Riecher ausgestattet) bereits vorher in „Run“ verliebte.

So eine spezielle Position ist ebenso schwer zu halten wie der Balance-Akt auf dem Drahtseil zwischen Kitsch und echter Emotionalität und so sind die Hoffnungen, die in neue Alben der Briten um Gary Lightbody gesteckt werden, oft vorrangig nostalgiegetrieben. Wie schon auf dem Vorgänger „Fallen Empires“ versuchen sich Snow Patrol auf „Wildness“ nun wieder einmal an verschiedensten Nuancierungen ihrer eigenen Blaupause.

Ihre Stärke finden sie dabei wieder einmal in der Einfachheit: Den Titel von „What If This Is All The Love You Ever Get?“ aufzuschreiben, dauert wahrscheinlich länger, als die vier Klavier-Akkorde zu lernen, die nötig sind, um den Song zu spielen, dieser gewinnt aber gerade dadurch an packender Zerbrechlichkeit. Latente U2-Verbeugungen wie die der Single „Don't Give In“ wiederum trugen schon, ebenso wie der allzu markante Synthesizer-Einsatz in Songs wie „A Youth Written In Fire“, auf früheren Alben dazu bei, Snow Patrol nunmehr nur noch unter „N wie Nett“ abspeichern zu können.

Dabei können sie Poprock ja durchaus, wie unaufdringliche Sommersongs wie „Heal Me“ oder „Empress“ zeigen, die man wohl auch dem elitärsten Underground-Nerd unbemerkt in die Playlists schmuggeln könnte. Die werden zwar weder Platin holen noch die neueste Apple-Werbung untermalen oder in irgendeinem Jahresrückblick 2018 auftauchen, zeigen aber zumindest, dass Snow Patrol wohl nie aufhören werden, zumindest immer vollkommen okay zu sein. Und das ist ja mehr, als man von vielen anderen zeitweiligen Indie-Lieblingen behaupten kann.

Jan Martens

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