Rezension
Sky Ferreira
Night Time, My Time
Highlights: I Blame Myself // Nobody Asked Me (If I Was Okay) // 24 Hours
Genre: Noise-Pop // Electronic Pop-Rock
Sounds Like: Garbage // Sleigh Bells // Lorde
VÖ: 05.11.2013 (Import)
Dieses Album ist nichts für Menschen, die sich vor Verwirrung sträuben. Nichts für Freunde der klaren Linie und Klänge und nichts für Menschen, für die Ironie eine Krankheit ist. Dieses Album ist ein riesiges Geräusch, das einen auf einmal packt und ehe man sich versieht, ist man süchtig. Man will es hassen, loslassen, sich nicht rechtfertigen müssen, womit man sich gerade beschallen lässt. Doch es geht nicht.
Nach zahlreichen Anläufen scheint die Amerikanerin, die schon mit Micheal Jackson eine heiße Schokolade getrunken hat, angekommen zu sein. Ergebnis ist „Night Time, My Time“. Ein mutiges Stück Electro-Pop, das es schafft, in absurder Weise eingängige Melodien mit lauten, übersteuerten Gitarren so zu kombinieren, dass man sich zurück in das Nirvana der Neunzigerjahre versetzt fühlt. Vermengt wird das Ganze schließlich mit verwegenen Drum Machines und Riffs, die auf seltsame Art und Weise ein Gefühl von Stadionrock hervorbringen.
Und so wirft uns Ferreira, die einem immer wieder das Gefühl vermittelt, sie sei der weibliche und elektronische Kurt Cobain, klare Worte an den Kopf. „I blame myself for my reputation“ ruft sie im melodiösesten Stück des Albums. Doch das tut sie nicht wirklich. Sie spielt wie ein schüchterner und eiskalter Engel mit den Worten und hinterlässt den Hörer allein und zerstreut. Der Klimax ihres Komplotts wird in „Omanko“erreicht. „Oh Japanese Jesus come on“. Was die Intention dieses Stückes ist, versinkt vollkommen im Nebel der Klänge, ja des Krachs dieses exotischen Werkes. Weitere Beschreibungen des Sounds erübrigen sich. Er steht für sich allein und muss selbst erfahren werden.
Im weiteren Verlauf lässt die Sängerin den Hörer dann wieder etwas ihren Gedanken folgen. Aber auch nur kontrolliert. Und so erzählt sie über ihr Leben als Roboter, dessen „Heavy Metal Heart“ im gleichnamigen Song zum Schlagen gebracht wird. Klassisch: Das arme Mädchen, von der Gesellschaft manipuliert und kaputt gemacht. Jetzt nur noch Metall.
Doch was wir nicht bemerken, ist, dass Ferreira hier diejenige ist, die uns steuert und die Fäden in der Hand hält. Schüchtern erscheint sie im wirklichen Leben. Nackt präsentiert sie sich auf dem Albumcover. Stark ist ihr Album. Wir sind verwirrt, aber wir wollen das so. Sie weiß das, ob unbewusst oder nicht. Willkommen in Skys Welt. Genres gibt es hier nicht.
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