Rezension

Shining

Blackjazz


Highlights: Exit Sun // Fisheye
Genre: Jazzmetal
Sounds Like: Mike Patton // Sunno))) // Earth // Muse // Nine Inch Nails // Atari Teenage Riot // Meshuggah

VÖ: 02.02.2010

Alljährlich wird scheinbar die Welt, insbesondere der öffentliche Nahverkehr, davon überrascht, dass es Winter wird. Ganz unerwartet , irgendwann zwischen November und März fängt es urplötzlich auch noch an zu schneien. Und dann: Rien ne va plus. Anfangs mag das noch verwundert bis lustig erscheinen, in welcher Regelmäßigkeit sämtliche zivilisatorischen Errungenschaften den Geist aufgeben. Irgendwann jedoch – gerade als Pendler fängt das an zu nerven. Wütend registriert man Anzeigen und Warten im Stundenbereich. Wohl dem, der Kopfhörer und die passende Musik dabei hat, um ein wenig Frust abzubauen. Super geeignet immer: Skandinavische Bands. Da schneit es gefühlt immer und die Laune der Metalfraktion aus Norwegen hat über Jahrzehnte für einen guten Ruf in der Musikszene gesorgt. Gelandet sind wir nun bei Shining mit Blackjazz. Zur Verwirrung, es gibt zwei Shining aus Norwegen und beide machen auch Metal, also Vorsicht.

Am Anfang der Geschichte stand der Urknall. Auf Blackjazz ist es der Urschrei. Danach ist man binnen Sekunden mittendrin: Knallharte Gitarren, Geschrei und jede Menge aufgedrehte Synthesizer. Shining spielen eine Symbiose aus Metal, Industrial, Jazz und all den verrückten Projekten, die Mike Patton so im Laufe der Jahre vorgelegt hat. Beachtlich ist vor allem das Tempo, in dem sich Shining beispielsweise in „The Madness And The Damage Done“ (1. Teil) durchschreddern. Irre Tempowechsel, wahnsinnige Keyboard / Gitarrenwechsel, wie in „Fisheye“ dazu wahlweise Gesang, Geschrei, Growls, hier kommt jeder Fan härterer Musik auf seine Kosten. Nach den beiden, zusammen 10-Minütigen „Exit Sun“- Teilen wächst definitiv kein Gras mehr. Nebenbei klingen Teile davon auch noch, als wären sie von Muse.

Blackjazz besteht zudem aus zwei Teilen. Einem eingängigen, eher an Metal und Industrial orientierten und dem, was hin „Exit Sun“ passiert. „Healter Skelter“ zum Beispiel. Hier finden sich die schrägen Saxophoneinlagen der Italiener Zu in überdreht wieder oder Künstler wie Farmers Market und John Zorn. „Blackjazz Deathtrance“ wirkt wie ein außer Kontrolle geratener Schwarm Wespen, der sich wahllos auf seine Ziele stürzt und „Omen“ erinnert an Dronelärm Marke Sunno))) und Earth. Wem das noch nicht durchgeknallt genug war, auf den wartet ein Cover der Progressive-Rock-Pioniere King Crimson zum Abschluss.

„Blackjazz“ vor die Füße geworfen zu bekommen, mag unfair sein. Ein derartiger Brocken an Härte, Disharmonie, Stilbrüchen und Komplexität kann nur überfordern. Es mag Wochen und Monate dauern, bis einzelne Stück wie „21st Century Schizoid Man“ erträglich sind, nachdem der Einstieg anfangs noch recht harmlos wirkt. Aber aktuell ist ja genug Zeit, die man sonst nur mit anderen schlechtgelaunten irgendwo wartend verbringt. Warum nicht einmal die passende Musik dazu hören?

Klaus Porst

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